Die Zahlen sind beängstigend, die Prognosen für die Zukunft auch. In der Tat sind die Beschäftigungsverhältnisse für Musikschullehrkräfte und Privatmusiklehrer eher selten geprägt von sozialer Absicherung, geschweige denn, mit Blick auf die Qualifikation und Verantwortung selbiger, angemessen bezahlt. Dies klarzustellen und Änderung beziehungsweise Besserung zu fordern ist mehr als legitim.
ver.di vertritt bei der Auswertung der Studie die Position, dass musikalische Bildung eine staatliche Aufgabe sei, die in staatlichen Institutionen angeboten werden müsse. Und als Begründung wird die Vergangenheit, in der es zumindest besser stand, angeführt. Dies erscheint im Lichte der privaten Musikschulrealität als ein schwieriger Lösungsansatz, denn er fragt nicht, wie Musik in einer Zeit so großer Umbrüche gelehrt werden kann. Bei einer Gesellschaft, in der innerhalb von wenigen Jahren der Medien- und damit auch der Musikkonsum neu definiert wurde, sollte es doch Zeit und Beachtung für die Frage geben, wie man die Instrumental- und Vokalpädagogik im Jahre 2012 und darüber hinaus zielführend fördern kann. Ein reines „zurück zu alten Ufern“ kann von der Politik kaum als konstruktiver Vorschlag verstanden werden.
Was wäre aber, wenn man ohne Beharren auf Besitzstände folgende Punkte unter Einbeziehung aller Beteiligter neu diskutieren würde?
1. Was möchten – vor allem junge – Instrumentalpädagogen in einer Zeit, in der Individualität und Diversität immer mehr in den Mittelpunkt der Lebensgestaltung rückt? Ist hier die Idee der Vollzeitstelle in einer staatlichen Institution die alleinige Lösung?
2. Wie kann Förderung der musikalischen Bildung sowohl die Schüler und deren Eltern unterstützen als auch dafür sorgen, dass aus prekären Beschäftigungsverhältnissen fair bezahlte Arbeit wird?
ver.di hat recht, mehr Geld für musikalische Bildung zu fordern, und es ist gut zu wissen, dass es Institutionen gibt, die die Kraft haben, für diese Problematik ein öffentliches Bewusstsein zu generieren. Aber bei all dem wäre es zukunftsweisender, wenn es die Möglichkeit gäbe, das „wie“ offen mit allen Anbietern musikalischer Bildung zu diskutieren.
Ines Theileis, Generalsekretärin des Bundesverbandes Deutscher Privatmusikschulen e.V., Berlin