Hauptbild
Mit einer Frau: GEMA-Vorstand Harald Heker und Aufsichtsrätin Dagmar Sikorski. Foto: GEMA-Presse
Mit einer Frau: GEMA-Vorstand Harald Heker (rechts) und Aufsichtsrätin Dagmar Sikorski. Foto: GEMA-Presse
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Mag die GEMA keine Frauen? Peinliche Niederlage im Arbeitsgerichts-Prozess

Publikationsdatum
Body

Als erstes deutsches Unternehmen wurde die GEMA wegen Diskriminierung einer Mitarbeiterin verurteilt. Silke Kühne, Leiterin der Personalabteilung in Berlin, hatte geklagt, weil die GEMA sie bei einer Beförderung zugunsten eines männlichen Kollegen übergangen und sie über einen Zeitraum von sechs Jahren weniger verdient habe als Männer in gleicher Position.

Die Güte der Personalpolitik gilt als wichtiges Kriterium für die Qualität eines Betriebes. Dass diese Kennung vom GEMA-Vorstand wohl eher als unwichtig eingeschätzt wird, bewies die Hekersche Hire-and-fire-Beschäftigungs-Strategie gerade auf Führungsebene in den vergangenen Jahren - ohne dass dahinter sonderlich aufschlussreiche Kompetenz-Merkmale für die jeweilige Personalentscheidung erkennbar gewesen wären.

Ein Killer-Argument für die Besetzung von Direktoren-Posten wurde jetzt aufgedeckt, und das sogar gerichtsmäßig: Die Wahrscheinlichkeit, als Frau bei der GEMA in eine Spitzenposition aufzurücken, beträgt gefühlte ein Prozent. Im Rahmen eines Arbeitsgerichts-Prozesses errechnete ein Wissenschafts-Mathematiker als Gutachter eine 99-prozentige Wahrscheinlichkeit dafür, dass es kein Zufall sei, wenn bei der GEMA Frauen in ihrer beruflichen Entwicklung benachteiligt werden. Dafür spricht auch die reale Situation: Zwar arbeiten 65 Prozent Frauen bei unserer geschätzten Verwertungsgesellschaft. In den letzten 30 Jahren hat es aber nur eine einzige geschafft, sich einen der 27 Chefsessel zu erobern.

Die GEMA verliert also den Arbeitsgerichtsprozess, ein hübsches Sümmchen auf Dauer (die Klägerin erhält Schadensersatz fünfstellig und ein deutlich höheres Gehalt) sowie weitere Teile ihres aufwändig gepäppelten Images und ihrer Glaubwürdigkeit. Man darf sie künftig laut als ziemlich frauenfeindlich einschätzen. Was sagen dazu eigentlich die Komponistinnen, die Autorinnen und die Verlegerinnen? Mittels einiger Rechenkunststücke hat die GEMA ihre Frauenquote im Rahmen einer Pressemitteilung mittlerweile schön gerechnet: Nur – wo sind die Direktorinnen? Zum Gegenstand – der Minderbezahlung ihrer Mitarbeiterin im Verhältnis zu Männer-Salären kein Wort. Immerhin: Anwälte bleiben beschäftigt, die GEMA hat Berufung angekündigt.

 

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!