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Sven Ferchow. Selfie
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Mantel, Martin, Malle

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Ferchows Fenstersturz 12-2022/01-2023
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Wundert Sie noch irgendetwas in diesem Land? Wir haben Politiker, die uns das Duschen erklären. Wir haben Menschen, die tonnenweise Sonnenblumenöl in ihr Fahrzeug kippen. Und wir haben Erzieherinnen, die – kein fake – den umstrittenen Song „Layla“ für den Sankt-Martins-Zug umtexten. Für Sankt-Martin! Den Heiligen! Geht’s noch? Warum?

Eine Erzieherin aus Hilpoltstein (mit hochrotem Kopf möchte ich anmerken, dass das in Bayern liegt) hat dafür eine einleuchtende Begründung. Denn „ihre Kolleginnen und sie hätten in der Puppen- oder Bauecke gehört, wie die Kinder „Layla“ singen, weil viele der Knirpse nach Corona erstmals auf Volksfesten gewesen seien, dort den Song gehört hätten und nun das Erlebte im Kindergarten verarbeiten würden“.

Also, erstens: Seit wann darf man in der Puppen- und Bauecke singen? Was sind denn das für Zustände? Früher musste man bei derartigen Vergehen einen halben Tag auf der ziemlich stillen Treppe Richtung Keller verbringen. Und zweitens: Was heißt bitte „das Erlebte verarbeiten“? Den eigenen Papa knülle mit Maßkrug und offener Lederhose auf dem Biertisch zu sehen, der die von einer Weißweinschorle angeschickerte Mama (Lebkuchenherz als Stirnband tragend) deliriös angiftet: „Ich hab’ ’n Puff – und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler“? Doch statt die Kinder zu konfrontieren (Papa und Mama lassen mal Dampf ab, weil sie während Corona so viel Zeit mit euch Kindern verbringen mussten), wird verharm­lost und umgedichtet. Kostprobe gefällig? Bitte: „Er hat ein Pferd – und sein Name ist St. Martin. Er ist Soldat und jeder mag ihn – Mamama Martin, der heilige St. Martin“. Und ich dachte, unser Land der Dichter und Denker wäre „lost“. Hoffen wir, dass der Kindergarten unter keiner katholischen Trägerschaft steht. Nicht dass da eine bischöfliche Synode fällig wird. Schon gewagt, den teilzeit-barmherzigen Soldaten Sankt Martin in ein Bordell zu verfrachten.

Ergänzend erklärt die Erzieherin übrigens beim Bayerischen Rundfunk, dass „der Refrain ‚lalalalalalalalayla‘ den Kindern schließlich ebenso leicht über die Lippen ginge wie Betrunkenen“. Fragt sich, wer da vor Weihnachten schon heimlich am Punsch genippt hat. Vielleicht waren die Kinder gar nicht auf Volksfesten.

Vielleicht wird zu Hause „dicht und ergreifend“ (die gleichnamige Band möge mir den Link verzeihen) nun mal Musik wie „Layla“ gehört. Und vielleicht waren Papa und Mama morgens nach einer RTL-Ballermann-Sause einfach noch in Partylaune und haben beim Pausenbrot den Restglühwein statt Rotkäppchensaft in die klimaneutrale Aluflasche ohne Weichmacher gekippt. Vielleicht hatten ja die Kinder einen Kleinen sitzen. In der Puppenecke... Vielleicht hat die Erzieherin aber nur das Lied verwechselt und wollte eigentlich dichten: „Sankt Martin lallt durch Schnee und Wind, der Korn macht nicht nur ihn halb blind, Sankt Martin ritt im leichten Suff, mit Mantel in den nächsten...“  Ihnen eine nüchterne Weihnachtszeit.

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