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Foto: (c) Jens Bredehorn/pixelio, www.pixelio.de
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Martin Hufners Weihnachts-Cluster: Alle Jahre wieder kommt der GEMA-Mann …

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… auf die Weihnachtsmärkte nieder, wo wir Hörer sind. Großes vorweihnachtliches Wehgeklagen über die Anspruchshaltung der Autoren, wo man zwischen Glühwein, Zuckerwatte und Bratapfel allerlei mehr oder minder Brauchbares finden kann. Für die Stimmung sorgt Musik, denn der Weihnachtsbeat soll uns mehr Zittern machen als die Kälte.

Da aber, wie man weiß, die Weihnachtsmarktprodukte alle zum kostenlosen Mitnehmen sind, grenzt es an eine antikaritative Unverschämtheit, dass die Musik- und Textautoren sowie die beteiligten digital reproduzierten Musiker für die Musik, die sowieso jeder kennt und schon mindestens einmal in seinem Leben gehört hat, einen Obulus empfangen möchte.

Frechheit, so ein Kommerz bei den Urhebern aber auch, völlig unverständlich. Es ist höchstrichterlich entschieden worden, dass die bisherige Praxis – Urheber gehen leer aus – nicht dem deutschen Recht entspricht. Einzelne Weihnachtsmärkte drohen mit Musikboykott. Doch die Urheber und Künstler dürfte es kalt lassen, ein Boykott änderte an der Ertragssituation für sie nichts – das war ja früher auch schon so, nur dass trotzdem Musik lief. Aber es würde die Weihnachtsmärkte zu dem machen, was sie sind, Marktplätze für Plätzchen und Kerzen. Die „Stille Nacht“ wäre endlich nahe. Eigentlich toll, mal so vom klerikalen Standpunkt ausgedacht. Aber bekanntlich hat die Wurst zwei Enden, auch die Feuerwurst. Die GEMA-Gebühren für Weihnachtsmärkte berechnen sich nach der Fläche des Weihnachtsmarktes. Ich sage nur: New York. Also schnell alle Stände übereinander gestellt, ein paar Gabelstapler zu himmlischen Fahrstühlen umdekoriert und die Sache geht gut aus. Geradezu optimal wäre dabei die Form einer umgekehrten Pyramide, Fläche gleich Null. Diesen Aufwand sollte es allen schon Wert sein, vom optischen Reiz mal ganz abgesehen. 

Oder so: Da alle gerade im Singe- und Chorfieber sind („Jedem Kind seine Stimme“), muss man nur GEMA-freies Notenmaterial an jeden Stand hängen (geliefert von den Piraten, die haben das mit Kinderliedern schon erfolgreich gemacht), so dass die Laufkunden eben selbst zu ihren Stimmbändern greifen können oder müssen. Ein rein zufällig aus dem kollektiven Gedächtnis vorgetragenes spontanes „Last Christmas“ wird sicher von der GEMA kulant behandelt. Aber Achtung vor den GEMA-V-Männern, die anderes modernes Musikmaterial impfen könnten …– man findet sie übrigens regelmäßig am Punschstand, ihre und die gebrannten Mandeln in Form haltend, siebter Stock. 

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