„I follow the Moskva, down to Gorky Park, listening to the wind of change.“ Überfällt Sie da nicht auch sofort ein Würge- gefolgt von einem Brechreiz? Dazu das hochfrequente Pfeifen der Scorpions, das Tierfänger in Mexiko heute noch ausschlachten, um tollwütige Kläffer einzukerkern.
Was mussten wir uns all die Jahre für diese „Power-Ballade“ einer deutschen Rockband schämen. Gesungen von einem Klaus. In akzentfreiem Deutsch. Aber: Selbst in dunklen Zeiten gibt es Licht. Denn: Die Scorpions haben ihr Wiedervereinigungs-Geflöte gar nicht selbst verbrochen. Die CIA war es! Behauptet jedenfalls der US-Journalist Patrick Radden Keefe.
Die CIA beschäftigt nämlich Songwriter. Die mit barbarischen musikalischen Werken politische Manipulationen betreiben. Aha. Wie genau haben wir uns das bitte vorzustellen? Ein Tonstudio im CIA-Hauptquartier? Um ein Mischpult drängen sich Elvis Presley, Janis Joplin, Kurt Cobain, Michael Jackson, Prince und Jim Morrison? Klopft Prince morgens bei Elvis?
„Bro, lass mal Diktatur in Asien stürzen. Strophe hab isch, Refrain musst du ‚adden‘, Alter!“ Und wer um Himmels Willen kommt bei der CIA auf die Idee, den Song einer Band wie den Scorpions zuzuschanzen. Sorry. Die bauen während eines Konzerts eine menschliche Pyramide! Wenn man den Kommunismus schon in Angst und Schrecken versetzen wollte, um die Nachwuchs-Bolschewisten zu bekehren, warum hat man nicht Oli P., Scooter oder die Kelly Family genommen? Die deutsche Musikszene der Neunziger war reich an Folterknechten. Kein Diktator der Welt hätte zehn Sekunden Kelly Family mit „Wind of Change“ ausgehalten. Nach acht Sekunden wären die eingenässt und orientierungslos aus ihren Palästen gepurzelt. So geht Revolution! Andererseits. Mit dem Wissen über die CIA erscheint die deutsche Popszene in einem neuen Licht.
Stichwort BND. Freilich hat der BND qualitativ nicht so hochwertige Songwriter wie die CIA. Das beweisen zahlreiche stümperhafte Manipulationsversuche des BND. Da wären die singende Kreissäge und ehemalige Bürgermeisterin Josefa Schmid aus dem Bayerwald. Der joviale Walter Scheel mit „Hoch auf dem gelben Wagen“. Die proletarische Kollaboration Bundeskanzler Schröder featuring Stefan Raab mit „Hol mir mal ’ne Flasche Bier, sonst streik ich hier“. Und abschließend das größte Desaster des BND. Ever! Andrea Nahles als singender Wal im Bundestag mit „Pippi Langstrumpf“. Spätestens 2013 wünschte man sich nicht nur in der SPD den Kommunismus in seiner schärfsten Form zurück. Etwas erfolgreicher und nachhaltiger ging offenbar der britische Geheimdienst MI6 mit „Last Christmas“ vor. Schließlich aktiviert der Song jedes Jahr erneut kapitalistische Synapsen im Kleinhirn. Ich möchte gar nicht nachdenken, wen die CIA außer Songwritern noch beschäftigt. Was, wenn die Präsidenten auf ihrer Gehaltsliste haben? Wie auch immer. Ausgangspunkt waren die Scorpions. „Wind of Change“ bleibt Hochverrat. Irgendjemand sollte endlich dafür bezahlen.