Sie glauben also auch, dass der Mauerfall das furchtbarste Ereignis im letzten Jahrtausend war? Dann Gratulation zum Titel „Backofen-Vorheizer“. Denn: Es geht noch derber. Dann nämlich, wenn David Hasselhoff, die singende Abrissbirne, eingeflogen wird, um ausnahmsweise mal für den Erhalt der Mauer, die er seiner exklusiven Meinung nach einst im Stile eines Bulldozers zersang, zu trällern. Und das kam so. Eine putzige Minderheit von Einheitsfanatikern ist seit Wochen suizidgefährdet. Grund: In Berlin möchte die osteuropäische Miet-Mafia ein paar Meter Mauerrest niedermähen und Luxuswohnraum verscherbeln.
„Finden wir dufte“, sagt die ERGO-Gruppe, „jetzt müssen wir nicht mehr die komplette Bagage nach Ungarn karren und die Edel-Prostituierten sind ja mittlerweile auch schon da.“ Aber das nur nebenbei. Damit das „peace“ Mauer (wie witzig) nicht bloß eine von Künstlern bepinselte Wand ist, wird sie von Menschen mit Einstecktüchern übrigens „East Side Gallery“ genannt. Wie fürnehm! Trotzdem: das Ding muss weg. Und weil man Einstecktücher laut „YouTube“-Video relativ gut in Molotowcocktails verwenden kann, haben sich die Pullover-Umhänger noch eine richtig gewalttätige Protestaktion überlegt. David Hasselhoff, am Minimalziel „Alkoholiker“ gescheitert, geht – nun trockengelegt – entlang der Mauerreste spazieren und brüllt im 30-Sekunden-Takt „I’ve been looking for freedom“. So geschehen am 17. März 2013. Da schlottern dem Miethai natürlich die in Tschetschenien zerschossenen Knie. Keine Ahnung, wer auf die Idee kam, den Wasserwachtsvorsitzenden a.D. von Malibu nach Deutschland zu holen.
Aber Alkohol scheint nicht nur ein Problem für Jenny Elvers-Elbertzhagen zu sein. Nach dieser Aktion ist zumindest sicher: Der Mauerrest wird fallen. Schade. Dabei gäbe es genug Verwendungszwecke für den Mauerstumpen. So ließen sich die Berliner Flughafenversager Wowereit, Platzeck und Ramsauer ganz hervorragend bei Wasser und Brot an den Betonwall ketten. Kurz die Einflugschneise umgeplant und die Delinquenten bekämen den verdienten Fön. Weitere Einsatzbereiche: Probeschaufeln für Politikergräber oder Fortbildungen mit dem Arbeitstitel „Baggern für Profis“ (Referent: Rainer Brüderle). Und: Geschichte hautnah erleben. Für Grundschüler. Auf die Mauer deutend: „Das kommt dabei heraus, wenn man lügt“ („Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“), dann auf die langbärtigen Angeketteten zeigend: „Und im Mathe-Unterricht solltest du besser aufpassen.“ Egal. Chance verpasst. Warum hat eigentlich niemand den Hasselhoff auf die Flughafenbaustelle kutschiert? Mal ehrlich, niederreißen muss man das Ding sowieso. Wahrscheinlich hatten die Initiatoren Angst, dass Hasselhoff direkt an den bereits unterirdisch verlegten Bierschläuchen andockt. Oder die roten Landelampen mit Rettungsbojen verwechselt und bis zum Wannsee durchsprintet. Aber als Bewerbung für die „Big Brother Celebrity Edition“ geht das Hasselhoff-Drama ohne Zweifel durch.