„… und deinen Eltern sag ich’s auch!“ Sie merken es bereits. Erneut muss der Kita-Klassiker bemüht werden. Aber dieses Mal ist es verdammt ernst. Die Definition „Drohung“ muss neu erfunden werden. Denn: Es brodelt in der hundsgemeinen heimischen Popszene. Beteiligt: Dieter Bohlen. Weiter involviert: Sängerin Namika. Die hatte 2015 einen erfolgreichen Song namens „Lieblingsmensch“. Okay, bei so einem Songtitel ist wohl einiges schief gegangen. Im Leben. Klingt eher nach „barfüßige Umweltaktivistin trifft Birkenstock tragenden Sozialpädagogen“. Egal. Das ist passiert:
Ein Kandidat der DSDS-Show trällerte Namikas anderen Song „Je ne parle pas français“. Und Bohlen lobte in seiner gesamten Frechheit: „Du hast die Nummer tausendmal besser gesungen als Namika.“ Hoho! Namika, die heimlich DSDS sieht, rastet nun komplett aus und ätzt voll gemein auf „Instagram“ über Bohlen: „Er betreibt Rufmord, indem er und DSDS mich oder meine Musik negativ inszenieren. Jetzt reicht’s. Sollte ich jemals wieder mitbekommen, dass ihr, DSDS & Dieter Bohlen, mich und meine Songs schlecht darstellt, ist die Kacke am dampfen [sic]“.
Respekt. Hammer-Ansage. Mir klottern die Schnie. Äh, schlottern die Knie. Auch angesichts der Frage, was aus unserem Land grammatikalisch und rechtschriftlich werden soll („am Dampfen“ schreibt man groß, Subjekt und Verbform im ersten Satz sind hinsichtlich Numerus einer kritischen Prüfung zu unterziehen). Notiz an mich: Pop-Akademien wegen Deutschkursen kontaktieren. Klar ist: Pop-Titan Bohlen sitzt jetzt bestimmt traumatisiert auf seinem Produzentenstuhl und hat sich ein Nachttöpfchen drunter geschoben. Leider hat Namika zwei Dinge nicht kapiert. Erstens: Wenn man es wirklich ernst mit Drohungen meint, werden Meinungsverschiedenheiten im Show-Business nicht auf die kindische Art erledigt. Beispiel USA. Hier werden künstlerische Differenzen altmodisch geregelt. Stichwort „Drive by shooting“. Zur Not oder wenn man kein Auto hat, was bei einem Songtitel wie „Lieblingsmensch“ nahe liegt, kann man gerne auch zur Brechstange greifen und sie dem Rivalen über das Schienbein zimmern (vgl. Tonya Harding vs. Nancy Kerrigan, 1994).
Zweitens: Und das ist ziemlich deutsch. Was Dieter Bohlen mit seinem „Diss“ erreichen wollte, nennt der Jurist schlicht „invitatio ad offerendum“. Namika ist nun gefragt, ein Angebot abzugeben. Anders lief es bei Piedro Lombardi – derzeitiges Jury-Mitglied und aktuell mit der Tagesaufgabe versehen, sein Cap richtig aufzusetzen – auch nicht. Dazu könnte im Fall Namika gehören, trotz mehrmaliger Absage doch in die DSDS-Jury einzusteigen, ein gemeinsames Album mit Dieter zu produzieren oder einfach eine Homestory auf „Instagram“ zu veröffentlichen, die mit diversen Produktplatzierungen versehen ist und allen zeigt: „Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“.