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Musikalische Atomkunde

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Der Grund für die unerlaubt freche Nutzung von musikalischem Material ist endlich gefunden worden. Er ist ganz trivial: „Weil eine Festplatte immer das Gleiche wiegt - egal ob 100, 1.000 oder 10.000 Musikdateien darauf gespeichert sind – geht schleichend das Gefühl für den Wert von Musik verloren“, sagte Michael Haentjes, Vorsitzender der Deutschen Phonoverbände, anlässlich des Tages des geistigen Eigentums am 26. April 2007. Der Wert der Musik ist ein Gewicht, eine Art Masse. Der Vorsitzende hat Recht. Auf dem Mond, auf den man manche Argumentationsakrobatik gleich mitschicken möchte, wiegt der Wert der Musik weniger. Wertvoller ist Jupiter-Musik oder Musik im Umkreis eines schwarzen Lochs. Nein, im Ernst: Noch vor der Erfindung irgendwelcher Reproduktionsmittel wog der Wert der Musik mehr. Bis ins 19. Jahrhundert brauchte es mehrere Tonnen an Musikern, wenn man eine Sinfonie von Beethoven hören wollte. 50 Musiker zu durchschnittlich 70 Kilogramm machen 3,5 Tonnen, Musikinstrumente nicht eingerechnet. Die Zeiten vor Erfindung von Walze, Schelllackplatte, Draht, Tonband, Kassette oder CD waren also offenbar Hochzeiten der Wertschätzung von Musik. Den Musikern und Komponisten ging es daher auch entsprechend gut wie wir heute wissen. Den Anfang vom Ende der musikalischen Wertschätzung markierte somit genau jene aufstrebende Wirtschaft, deren Vorsitzender Michael Haentjes jetzt ist. Was wiegt denn schon eine CD im Vergleich zu einem Orchester oder, von mir aus auch, Streichtrio?

Die Deutschen Phonoverbände werden also ihre Initiative zur besseren Wertschätzung von Musik demnächst durch richtige eine korrekte Gewichtung von CDs und Downloads erarbeiten. Musik als wertiges Produkt lässt sich dann leicht auf die Formel bringen: Wert [Masse] = Geist mal Beschleunigung. Viel Musik bliebe allerdings auch bei solcher Rechnung im Bereich von Zepto- bis Yoktogrammen. Eigentlich optimal für eine Festplatte oder einen USB-Stick.

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