Das Radio war schon immer ein guter Begleiter – mit Musik und Informationen konnte man getrost den Tag mit seinem Radio verbringen. In den letzten Jahren ist das Radio digitaler geworden und per Internet und App auf dem Smartphone noch beweglicher. Die Anzahl der Sender ist riesengroß, die Spezialisierungen (Jazz, Schlager, Klassik …) fast allumfassend. Das jüngste Mitglied dieser weltweiten Senderfamilie ist seit dem 8. Januar der Internetsender militaermusikradio.de. Das, was es da zu hören gibt, überrascht und hat über weite Strecken so gar nichts mit „Militär“ zu tun.
![Musikalischer Jahreskalender: 13. Februar – Welttag des Radios. Musikalischer Jahreskalender: 13. Februar – Welttag des Radios.](/system/files/styles/nmz_hero_xs_1x/private/image/musikalischer-kalender-welttag-des-radios.jpeg?h=3538ce4f&itok=1AsFMpNE)
Musikalischer Jahreskalender: 13. Februar – Welttag des Radios.
Musikalische Jahrestage (17) – 13. Februar – Welttag des Radios
Wer kennt ihn nicht – diesen Moment, wo sie im Radio dein Lieblingslied spielen und du im Auto sitzen bleibst, um es bis zum Ende zu hören. Oftmals ist das nicht ganz so zufällig, dass sie „Dein“ Lied spielen, denn Du hörst schon einen Sender, der quasi zu Dir und deinem Musikgeschmack passt, einen Oldie-Sender, einen Schlagersender, einen Klassiksender vielleicht. Die inhaltliche Breite und gleichzeitig Spezialisierung, die die Radiosender heute abdecken, ist immens. Und neben dem „alten“ Radio haben sich neue Techniken in großer Zahl etabliert. Waren die alten Geräte groß und schwer, kann man heute seinen Radiosender allüberall, zum Beispiel über das Internet oder über eine App im Smartphone, empfangen.
![Jedes Musikkorps hat seinen eigenen Schellenbaum um den herum man sich quasi versammelt – er dient ausschließlich repräsentativen Zwecken und wird nicht als Musikinstrument verwendet. © Bundeswehr / Stefan Müller Jedes Musikkorps hat seinen eigenen Schellenbaum um den herum man sich quasi versammelt – er dient ausschließlich repräsentativen Zwecken und wird nicht als Musikinstrument verwendet. © Bundeswehr / Stefan Müller](/system/files/image/1325-radio-01.jpg)
Jedes Musikkorps hat seinen eigenen Schellenbaum um den herum man sich quasi versammelt – er dient ausschließlich repräsentativen Zwecken und wird nicht als Musikinstrument verwendet. © Bundeswehr / Stefan Müller
Marschmusik? – Gelegentlich.
Bei dem Wort „Militärmusik“ werden sich wahrscheinlich sehr schnell Bilder und Assoziationen im Kopf einstellen. Bei den meisten Menschen werden diese möglicherweise etwas mit Marschmusik zu tun haben. Das ist nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Der Begriff Militärmusik ist in seiner Begrifflichkeit nicht ganz klar umrissen, wird sehr unterschiedlich verwendet, so kann er zum Beispiel ebenso für die militärischen Instrumentalformationen verwendet werden wie auch für die Musik, die diese spielen. Im Zusammenhang mit dem Militärmusikradio wird unter Militärmusik jede Form von Musik verstanden, die von Soldaten und Soldatinnen gespielt wird.
Der musikalische Fundus, auf den der Sender zurückgreift ist ein mehrere hundert CDs umfassendes Archiv, das ausschließlich von den deutschen Militärmusikformationen eingespielt worden ist. Immerhin unterhält die Bundeswehr von Kiel bis Garmisch-Partenkirchen an 15 Standorten in Deutschland Musikkorps, teilweise mit besonderen Aufgabenstellungen. So ist etwa das Stabsmusikkorps der Bundeswehr in Berlin für den protokollarischen Dienst zuständig oder das Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg für die Pflege der Sinfonischen Blasmusik. In Hilden hat die Bundeswehr ein eigenes Ausbildungsmusikkorps, das in Zusammenarbeit mit der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf ihren eigenen Nachwuchs ausbildet.
![Gibt es nur beim Gebirgsmusikkorps: die Alphornbläser. © Bundeswehr / Zentrum Militärmusik Gibt es nur beim Gebirgsmusikkorps: die Alphornbläser. © Bundeswehr / Zentrum Militärmusik](/system/files/image/1325-radio-02.jpg)
Gibt es nur beim Gebirgsmusikkorps: die Alphornbläser. © Bundeswehr / Zentrum Militärmusik
Die Militärmusik hat eine uralte Tradition. Schon in der Bibel (Genesis 10,1-10) wird berichtet, wie Gott Mose einen Auftrag gibt: „Mache dir zwei Trompeten von getriebenem Silber und gebrauche sie, um die Gemeinde zusammenzurufen und wenn das Heer aufbrechen soll.“ – im weiteren werden dann verschiedene andere Signale beschrieben. In diesen Signalinstrumenten und Signalen liegen die Anfänge der Militärmusik, die sich über die Jahrhunderte in vielen Ausprägungen, Orchesterformen und Verwendungen reichhaltig und in vielfältige Richtungen entwickelt haben.
Musikalische Botschafter
Die heutigen musikalischen Ensembles der Militärmusik sind durchweg symphonische Blasorchester mit der ganzen Breite der dazugehörenden Instrumente. Hinzu kommen Kontrabässe, ein umfangreiches Schlagzeug und gelegentlich elektronische Musikinstrumente. Ihre Einsätze haben die Musikkorps bei bundeswehrinternen Veranstaltungen, wie Gelöbnissen, Kommandowechseln oder dem Ein- und Auslaufen von Schiffen, aber auch bei protokollarischen Anlässen. Oftmals sind die Musikkorps quasi als musikalische Botschafter der Bundesrepublik in anderen Ländern unterwegs und umrahmen dort beispielsweise Veranstaltungen der ortsansässigen deutschen Botschaften und Konsulate.
Eine wichtige Aufgabe ist aber auch der Kontakt zur Bevölkerung, letztlich ein durch die Musik positiv besetztes „Werbeinstrument“ für die Bundeswehr. So spielen die Musikkorps im Laufe eines Jahres zahlreiche Benefizkonzerte. Diese kann jede als gemeinnützig anerkannte Organisation von der Bundeswehr erbitten. Die Musikkorps kommen dann vollständig kostenlos und machen Musik. Die beantragende Organisation muss allerdings vor Ort alle Kosten (z. B. Saalmiete) und Organisationen übernehmen. Der Erlös der Konzerte bleibt dafür aber vollständig bei der örtlichen Organisation, die diese dann für caritative und soziale Aufgaben verwenden kann. Mit solchen Konzerten werden jährlich mehrere Millionen Euro eingespielt.
Das gespielte musikalische Repertoire der Musikkorps ist äußerst vielfältig. Neben rein militärischer Musik für Zeremonielle ist das gesamte originale Repertoire der Blasmusik denkbar. Vielerlei Werke von Sinfonien über Opern, Rock und Pop bis hin zu Film- und Unterhaltungsmusik werden auch extra für diesen Klangkörper bearbeitet. Es gibt sogar einige Kompositionen, die extra für diese Ensembles komponiert worden sind. – Neben den großen Blasmusikensembles haben die meisten Musikkorps noch zahlreiche kleinere Gruppierungen, die auch als solche öffentlich auftreten: kleine Jazz- und Bigbandformationen, Tanzcombos oder etwas die „Stubenmusik“ des Gebirgsmusikkorps.
![Ein Akkordeonspieler beim Marinemusikkorps – ob er wohl gerade ein Shanty spielt? © Bundeswehr / Stefan Müller Ein Akkordeonspieler beim Marinemusikkorps – ob er wohl gerade ein Shanty spielt? © Bundeswehr / Stefan Müller](/system/files/image/1325-radio-03.jpg)
Ein Akkordeonspieler beim Marinemusikkorps – ob er wohl gerade ein Shanty spielt? © Bundeswehr / Stefan Müller
Diese gesamte riesengroße stilistische Breite kann man im militaermusikradio.de hören – alles in Aufnahmen deutscher Musikkorps der Bundeswehr. Allein für diese Vielfalt und diesen besonderen – viel zu selten in unserem alltäglichen Musikleben präsenten – Bläsersound ist der Sender als absolut hörenswert einzustufen. Ein Erlebnis ist es aber auch, zu hören, dass die Streichergruppe in einem Orchester nicht unbedingt benötigt wird und problemlos durch den warmen Klang der Holzbläser ersetzt werden kann. – Christian Orschmann, ein altgedienter und erfahrener Radioprofi, der für das Militärmusikradio verantwortlich zeichnet, beschreibt seine Erfahrung mit Militärmusik so: „Die Militärmusik war für mich zunächst Neuland, aber ich bin begeistert von der Vielfalt und der Qualität dieser Musik und der der Klangkörper der Bundeswehr.“
![Auftakt des neuen Internetsenders militaermusik.de: (v. l.) Oberst Christoph Scheibling, stellvertretender Leiter des Zentrums Militärmusik der Bundeswehr, der verantwortliche Redakteur Christian Orschmann und der Generalsekretär des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge General a. D. Dirk Backen. © Matthias Kindler Auftakt des neuen Internetsenders militaermusik.de: (v. l.) Oberst Christoph Scheibling, stellvertretender Leiter des Zentrums Militärmusik der Bundeswehr, der verantwortliche Redakteur Christian Orschmann und der Generalsekretär des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge General a. D. Dirk Backen. © Matthias Kindler](/system/files/image/1325-radio-04.jpg)
Auftakt des neuen Internetsenders militaermusik.de: (v. l.) Oberst Christoph Scheibling, stellvertretender Leiter des Zentrums Militärmusik der Bundeswehr, der verantwortliche Redakteur Christian Orschmann und der Generalsekretär des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge General a. D. Dirk Backen. © Matthias Kindler
Arbeit für den Frieden
Die Bundeswehr selbst ist nur als Lieferant dieser Tonaufnahmen und als fachlicher Begleiter des Projektes an diesem beteiligt. Die ursprüngliche Idee für dieses Projekt kam von dem Geschäftsführer des Evangelischen Presseverbandes in Norddeutschland (epn) und des Radio Paradiso, Matthias Gülzow. Der christlich orientierte Sender Radio Paradiso hat nun auch die technische Verantwortung und die redaktionelle Abwicklung für den neuen Internet-Radiosender übernommen.
Beitrag zur Völkerverständigung
Als weiteren Partner für diesen Sender ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit im Boot. Sein Anliegen ist es, alle Generationen anzusprechen und aufmerksam zu machen auf das Motto und die dahinterstehende Arbeit des Volksbundes: „Arbeit für den Frieden“. Auch Oberst Christoph Scheibling, derzeit stellvertretender und designierter Leiter des Zentrums Militärmusik der Bundeswehr, betont, dass „die Militärmusik einen erheblichen Beitrag zur Völkerverständigung leistet und kulturelle Vielfalt bewahrt“. Diese Friedensarbeit des Volksbundes, die Völkerverständigung der Militärmusik und die christliche Grundausrichtung von Radio Paradiso sind die zentralen Säulen auf denen das neue Militärmusikradio steht!
![Das Heeresmusikkorps Hannover unter seinem Leiter Oberstleutnant Martin Wehn (vorne links) im musikalischen Einsatz. © Bundeswehr / Stefan Müller Das Heeresmusikkorps Hannover unter seinem Leiter Oberstleutnant Martin Wehn (vorne links) im musikalischen Einsatz. © Bundeswehr / Stefan Müller](/system/files/image/1325-radio-05.jpg)
Das Heeresmusikkorps Hannover unter seinem Leiter Oberstleutnant Martin Wehn (vorne links) im musikalischen Einsatz. © Bundeswehr / Stefan Müller
Weitere Informationen:
- Homepage der „Kuriosen Feiertage“
- Offizielle Homepage des „World Radio Days“ der UNESCO
- Homepage des Militärmusikradios
- Homepage des Zentrums für Militärmusik der Bundeswehr
- Die App mit dem Titel „Militärmusikradio“ ist in allen gängigen Stores wie dem App Store und dem Google Play Store verfügbar und kann kostenlos auf jedes Smartphone heruntergeladen werden.
- Genesis 10
- Homepage des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge
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