Pressearbeit ist heute ganz einfach geworden. Man bekommt eine Pressemitteilung und druckt diese ab. Zumindest wenn sie einen Hauch von Aufregung enthält. Täglich flattern die Meldungen in die Redaktion: Mal ehrlich, der Aufwand, all das zu recherchieren und zu prüfen, ist sehr groß – lange wird es nicht dauern, dann haben selbst Konzerthäuser die Besprechung des eben gehörten Konzerts am Ausgang liegen, erst mal so zum Mitnehmen – Kritiker werden nicht mehr eingeladen, dafür kann man deren Sitzplätze mit mehr Ertrag verkaufen. Wie? Nicht denkbar.
Doch! Neulich veranstaltete die GEMA in Berlin einen sogenannten politischen Jour Fixe zum superheißen Thema „Menschen mit Musik verbinden – zur Neupositionierung des GEMA-Außendienstes“. Die Redaktion der nmz hat Wind davon bekommen und wollte eigentlich berichten, je nach Ertrag der Veranstaltung. Normalerweise ist das auch kein Problem, denn die GEMA legt großen Wert auf ihren Bereich Kommunikation. In diesem Fall aber wurde die Anwesenheit des Journalisten abgelehnt (dabei habe ich mir schon Lösungsvorschläge überlegt: Ich nasche nicht vom Büffet, ziehe mir ein Jacket an und Kugelschreiber wie Datenstick lasse ich dieses Mal liegen). Nichts zu machen: Es sind nur ausgewählte (oder auserwählte?) Gäste aus Verbänden und Politik geladen worden (dem Autor zugespielten Informationen zufolge manche von potenziell Erwählten offenbar aber auch nicht).
Zur Farce wird das, wenn man dann eine Pressemeldung zur Veranstaltung erhält, gewohnt objektiv und neutral vonseiten des Veranstalters. Darin liest man, dass der Vorsitzende des Rechtsausschusses und Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Musikverbände, Siegfried Kauder, die Gäste mit den Worten begrüßte: „Die GEMA ist eine nützliche, sinnvolle und wichtige Institution, doch ihr Image kann besser werden. Die heutige Veranstaltung gibt uns Gelegenheit, gemeinsam zu überlegen, wo etwas verbessert werden kann. Lassen Sie uns sachlich diskutieren, und dazu gehört erst einmal, sich zu informieren.“ Und spätestens hier stutzt man. Diese Pressemitteilung kann nicht echt sein (Logo hin oder her, auch die Insiderkenntnisse sind sicher erborgt), sonst hätte man den Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit bemerkt. Den Rest der Pressemitteilung der GEMA (?) abzudrucken muss man sich also aus Gründen der Höflichkeit und Rechtssicherheit sparen. Auf so dreiste Plagiate fallen wir, Guttenberg sei Dank, nicht rein.