Vatikanstadt/Bayern: Wie aus gut unterrichteten Kreisen vermeldet, wird Papst Benedikt der XVI. anlässlich seiner Bayern-Visite eine neue Enzyklika mit dem Titel »Voces pueres« (arme Stimmen) vorlegen, die die Bedeutung das Gesanges in der katholischen Liturgie neu bestimmt. Danach dürfen kirchliche Lieder nur noch in geweihten Stätten gesungen werden. Jede stimmliche Betätigung außerhalb von Kirchen und Kapellen wird untersagt. Als Gesangssprache wird wieder »Latein« Pflicht und das Benedictus soll wieder ins Zentrum der katholischen Liturgie rücken. Allein schon papsteshalber. Besonderer Nebeneffekt: Durch den auf Männer beschränkten Gesang lateinisch-sakraler Texte, so die Forschungsstelle des Vatikan, erhalte man ein praktikables und von höchster Stelle abgesegnetes Mittel zur Empfängnisverhütung. Solcher Gesang sei für Frauen einfach nur zum Weglaufen.
Der neue deutsche Pass soll nach Informationen aus dem Innenministerium auf dem Identitäts-Prüfungs-Chip zukünftig auch Gesangsproben des Besitzers beinhalten. „Kein menschlicher Ausdruck sei so individuell wie der Gesang und identifiziere eine Person charakteristischer als seine singende Stimme“, meinte Pressesprecher Paul Fistel. So sei es erst kürzlich gelungen, den Chor der schwedischen Nationaloper festzunehmen, da sich in seinem Klangspektrum bei der Interpretation von Verdis Gefangenenchor ausgesprochen terroristische Klangfarben gefunden hätten.
Bonn/Berlin: Ein neues Gesetz der Bundesregierung sieht vor, im Rahmen der Gesundheitsreform das Rauchen an Theatern strikt zu untersagen. Weder im öffentlichen noch im Bühnenraum darf ab Januar 2007 mehr geraucht werden. Der deutsche Bühnenverein kritisiert diese Entscheidung scharf. „Es sei eine unzumutbare Einschränkung für das Regietheater schlechthin, angesichts schwindender Kulissen-Etats ohne Rauch, Qualm und Dampf auszukommen“, meinte der Direktor des Bühnenvereins Rolf Bolwin gegenüber taktlos. Außerdem treibe man durch das Rauchverbot gerade sensible Künstler in die Illegalität. Vereinzelt seien Kolleginnen und Kollegen im Rahmen der Nikotin-Entgiftung schon mit weißen Nasen, Spritzbesteck oder bunten Pillen angetroffen worden. Ein Chorist der Komischen Oper habe gar zur Flasche gegriffen.
Mit großem Werbeaufwand forciert die Thüringische Landesregierung die Abschaffung jeglichen Kultur-Etats. Unter dem Motto „Null-Diät statt Markt-Infarkt“ konstatierte Staatskanzlei-Chef Gerold Wucherpfennig, die Bevölkerung des Bundeslandes sei zu Zeiten der DDR-Diktatur seelisch und moralisch verfettet. Ein Überangebot an Orchestern, Theatern und sonstigen Bildungseinrichtungen in der ehemaligen SBZ sei daran schuld, dass der Aufschwung Ost nicht so recht in Fahrt komme. Der übersättigten und somit übersäuerten Population Thüringens könne nur durch eine mehrjährige Radikal-Kur geholfen werden: Ein erster Schritt sei dank der Umwidmung der Theater in Gera, Nordhausen und Eisenach zu Ein-Euro-Shops erfolgreich vollzogen.
Kyritz an der Knatter: Der Zuschauerschwund an den Mecklenburger Bühnen nimmt so dramatische Formen an, dass das vorpommersche Ministerium für Kunst und Kultur in Kooperation mit der Agentur für Arbeit jetzt ein Call-Center für telefonische Anschlagsdrohungen eingerichtet hat. Wer anruft und droht, bekommt eine Freikarte. Das Berliner Beispiel der Deutschen Oper habe gezeigt, dass mit der Androhung von Terror-Anschlägen wieder Interesse für die Institution Oper generiert werden könne. Theater erhalte so den Kitzel von Bungee-Jumping oder eines Türkei-Urlaubes. Darüber hinaus befinde sich das Staatstheater Schwerin in konstruktiven Verhandlungen mit dem Agenten des amerikanischen Präsidenten George Bush. Der soll in der Schlingensief‘schen Mozart-Collage „Die Entführung aus Guantanamo“ den Osmin singen.