In Salzburg gibt es das ganze Jahr über Festspiele: Mozartwoche im Januar, Osterfestspiele, Pfingstfestspiele, Sommerfestspiele (fünf Wochen), Kulturwochen (im Herbst) sowie weihnachtliche Feste.
Die Festspiele zu Ostern sind eine Erfindung Herbert von Karajans. Und auch zu Pfingsten zog er es bald vor, in Salzburg Musik zu machen, anstatt zum „Orchesterdienst“ bei den Berliner Philharmonikern anzutreten. Die Musikenthusiasten aus aller Welt strömten zu Oster- und Pfingstterminen gehorsam zum Maestro. Als dieser starb, war guter Rat teuer. Ostern ging noch gerade, weil es auch das Festival der Berliner Philharmoniker ist und deren Chef automatisch Chef des österlichen Festspiels. Dass dieses Festival gerade in einen Finanzskandal verwickelt ist, steht auf einem anderen Blatt.
Aber Pfingsten: Sir Georg Solti fand sich bereit, die drei oder vier Sinfoniekonzerte zu dirigieren. Doch der Schatten des Meisters lag schwer über den Pfingsttagen – den Karajan-Freunden fehlte Karajan. Also blieben sie aus. Da sprangen die Salzburger Festspiele ein: Hans Landesmann, Konzertchef des sommerlichen Festivals in der Mortierzeit, erinnerte sich, dass Salzburg auch und vor allem eine Barockstadt ist, und so nannten sich die pfingstlichen Tage einfach „Pfingsten barock“. Es gab hochkarätige Programme, sogar Opernaufführungen wie Rameaus „Les Boréades“ mit Simon Rattle und seinem „Orchestra of the Age of Enlightenment“, die auch ins sommerliche Festspielprogramm übernommen wurden. Aber das alles war wohl zu kostenträchtig und so dümpelten die Pfingstfestspiele weiter vor sich hin, bis Riccardo Muti in staubigen Archiven das große musikalische Zeitalter Neapels entdeckte und nach Salzburg verfrachtete. Sensationelle Entdeckungen gab es bei der braven Archivaufarbeitung zwar nicht zu vermelden, aber immerhin wirkte alles recht apart. Nach drei Jahren hört Muti nun mit Pfingsten in Salzburg auf. Was folgt: eigentlich folgerichtig und im Geist unserer Zeit – das „name dropping“. Cecilia Bartoli wird künftig die Pfingstfestspiele leiten. Wenn sie ihre auf CD festgehaltenen Kastraten-arien dann live mit ihrem einstudierten Charme serviert, werden die Leute schon herbeiströmen. Nach Bartoli wäre dann Anna Netrebko die passende Nachfolgerin – mit russischen Liedern. Landesmann, wo bist du? Salzburg sei daran erinnert, dass eine Festspielidee auch etwas mit Verstand zu tun hat.