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Notwendige Aufarbeitung

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Zum Artikel „Die Causa Stephani“ in der nmz 12/15–1/16
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Als ehemaliger Studierender der Hochschule für Musik, der Prof. Martin Stephani als Dozenten und Rektor in den 1970er-Jahren selbst erlebt hat und als jemand, der der Hochschule für Musik seit vielen Jahren als Hochschullehrer institutionell, kollegial und freundschaftlich verbunden ist, lässt mich die öffentliche Diskussion über die Rolle von Prof. Stephani im Nationalsozialismus nicht unberührt.

Durch die Rede des gegenwärtigen Rektors Prof. Dr. Grosse anlässlich der Eröffnung des Studienjahres am 23. Oktober 2015, in der er ankündigte, die Rolle Stephanis in der Zeit des Nationalsozialismus und in den Jahren danach durch externe Fachleute aufklären lassen zu wollen, habe ich zum ersten Mal von diesem Teil der Person Martin Stephanis erfahren. Ich muss gestehen, dass ich etwas schockiert war, denn ich selbst habe (wie auch wohl viele meiner damaligen Kommilitonen) Prof. Stephani in positiver Erinnerung. Seine nationalsozialistische Vergangenheit war uns Studierenden nicht bekannt und kein Thema.

Die ausgewogene und sachliche Darstellung in der Rede von Prof. Grosse, welche die Verdienste Stephanis deutlich hervorgehoben und keineswegs klein geredet hat, zugleich aber auch seine Verstrickungen mit dem nationalsozialistischen Regime, soweit sie bekannt geworden sind, thematisierte, zeigt einen sehr fairen Umgang mit der Person Martin Stephanis. Wenn es offene Fragen und Unklarheiten gibt über die Rolle Stephanis im Nationalsozialismus, dann ist es in jeder Hinsicht geboten und an der Zeit, sich diesem Thema zu stellen.

Deswegen ist es richtig, durch unabhängige Expertise und unvoreingenommene Forschung Aufklärung und Transparenz zu schaffen über eine für die Hochschule prägende Persönlichkeit, die ein wichtiger Teil ihrer Geschichte ist. Man täte der Hochschule und ihrer Reputation keinen Gefallen, dies zu unterlassen und möglicherweise so den Eindruck zu erwecken, hier solle etwas unter den Tisch gekehrt werden. Dies würde das Vertrauen in die Integrität der Institution beschädigen.

Meine Wertschätzung der Hochschule für Musik wird durch die Entscheidung der Hochschulleitung für die notwendige Aufarbeitung bestärkt.

Ich bin sicher, dass sich dies als der richtige Weg erweisen wird.

Heiner Gembris, Paderborn

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