Die öffentlich-rechtlichen Medien haben einen Bildungsauftrag, unter anderem. Und manchmal glaubt man diesem nachkommen zu können, wenn man um 23 Uhr den Kulturchef Harald Kosmosgucker Lesch vor die Kamera lässt. Zum Beispiel um einen 30-Minüter über die Macht der Musik zu präsentieren.
Da wurde im Sauseschritt filmschnitt-rasselnd über Bagpack-Musik im Krieg und als Foltermethode salbadert. Es wurden Sportler auf die Aschebahn gejagt oder ins Schwimmbecken gestupst und ihre Motivationssteigerung festgestellt oder eben auch nicht. Gehirnhälften wurden verschraubt, Autotüren geschlagen, Fitnessgeräte zu Musikinstrumenten gemacht und am Ende das Hörsystem der Wale analysiert. Mit dem Ergebnis: Was man weiß, ist Binse, alles andere ist Spekulation.
Drumherum wurde ein Windhauch aus seliger Harmonie falscher musikalischer Anthropologie entfacht. Disharmonie gehe nicht, habe ein Versuch in Irgendwo von Irgendwem ergeben. Abwatsch! Säuselnder Bildungs-Muzak bildete die Grundlage dieses öffentlich-rechtlichen Ritts durch den Bodensee, bei dem man den Schnorchel zum Selberatmen gründlich verstöpselte. Da fragt man sich: Warum? Geht man im ZDF davon aus, dass um 23 Uhr eh alle Zuschauer eingeschlafen oder betrunken sind, oder beides? Darf „im Zweiten“ redlich durchdachte Substanz nicht gesendet werden? Oder nur auf den Randkanälen 3sat und arte?
Wenn Musik schlau macht, dann macht so ein Fernsehen dumm (Aber der Lesch hat doch gesagt, das ZDF hat doch herausgefunden …). Das ZDF ist mit solchen Features so weit von seinem Bildungs-, und selbst seinem Informationsauftrag entfernt wie Professor Lesch in seinem Mainzer Studio-Raumschiff von Eta Carinae – oder Astrologie von Astronomie.