Auf zwei öffentlichen Podien bat die Initiative „Das ganze Werk“ zum Disput über die Lage der so genannten Kulturradios: in Hamburg „ndr kultur“ und in Berlin „rbb kulturradio“. Doch wer nicht kam, waren Vertreter der entsprechenden öffentlich-rechtlichen Institutionen. Die Begründungen der Absagen waren fadenscheinig. Man geht dem Dialog mit jenen aus dem Weg, denen die Qualität des Hörfunks am Herzen liegt; mehr offenbar als den Verantwortlichen selbst. Zu einem Tagesbegleitprogramm scheinen sie fähig, aber nicht zur Begleitung derer, die ihnen den Auftrag erteilen, den Hörern.
Diese Diskurs-Einschaltverweigerung der Programmverantwortlichen geht aber durch die Instanzen der Selbstkontrolle hindurch. Auch die Rundfunkratsvorsitzende des rbb, Frau Ulrike Liedtke, sieht sich in einem Antwortbrief auf Anfragen der rbb-Hörer mehr als Pufferzone der rbb-Intendantin, denn als wenigstens neutrale Vermittlerin oder gar Protagonistin der Klientel, die sie in anderen Ämtern vertritt. Für diese Aufgabe wäre sie geradezu prädestiniert. Sie ist Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrates, Leiterin der Musikakademie Rheinsberg, Vorsitzende des Beirats der Edition Musik in Deutschland 1950 bis 2000, Vizepräsidentin des Landesmusikrates Brandenburg. Als Leiterin des Programmausschusses des rbb und als Rundfunkratsvorsitzende des rbb hätte sie Werkzeuge in der Hand, um etwas zu bewegen. Denn zu „den wichtigsten Aufgaben des Rundfunkrates gehört es, die Intendantin/den Intendanten des Senders zu wählen und in allgemeinen Programmangelegenheiten zu beraten sowie die Einhaltung der Programmgrundsätze zu überwachen.“ So steht es geschrieben, warum aber wird nicht so getan, Frau Liedtke?
Auf der Liste der Unterstützer der Initiative „Neue Musik in den rbb“ haben zur Zeit 47 Institutionen und 191 Einzelpersonen, darunter auch das Konzerthaus Berlin, das Staatstheater Cottbus, die Sektion Musik der Akademie der Künste, die Komponisten Schnebel, Katzer, Goldmann, Eggert und und und unterschrieben. Alles nur Funk-Querulanten oder nicht doch eher ihre Auftraggeber, Frau Liedtke?