Bin EMPÖRT. 600 Euro für ein Ticket gelöhnt. Um Helene bei ihrem Monsterauftritt vor 130.000 Leuten in München exklusiver als der Plebs zu sehen. Schön das VIP-Package gezogen: bevorzugte Plätze mit Blick auf Helenes Ausschnitt –ups – Outfit wollte ich sagen, inklusive Ü50-Betreuung (gerne führe ich Sie zur Toilette) sowie unbegrenztem Zugang zum Buffet.
Und was war? Bereits vor dem ersten Ton war das Schweinefilet aus. Skandal. Ich durchgedreht wie ein Fleischwolf. Okay. War nur Spaß.
Ernst jetzt. Kommen wir zum Hauptproblem. Konnten wir früher noch Gebrauchtwagenhändler mit Wohnwagen als Büro unisono mit dem Begriff „schmierig“ verbinden, sind es heute die Konzertveranstalter. Auch so ein Beruf wie Politiker: Ausbildung überbewertet.
Noch vor zehn Jahren lief das ja so: Rein in die Vorverkaufsstelle. Ticket zahlen. In die Halle gehen. Hinstellen. Fertig. 2022 geht es beim digitalen Bestellprozess erst einmal darum, vier bis sechs verschiedene Kreditkarten zu besitzen. Erwähnt seien bereits jetzt schon mal die ominösen Gebühren. Meist versehen mit einem „zzgl.“ Aber dazu später. Nun geht es darum, wo genau man das Konzert erleben möchte: Stehend vor der Bühne mit dem Diamond-Circle-Ticket? Was weniger bedeutet, dass osteuropäische Fans aus der Schweiz ihre Klunker präsentieren, sondern vielmehr, direkt mit Schweiß und Spucke des Künstlers gesalbt zu werden. Oder soll es nur das Golden-Ticket sein? Was definitiv nach sozialem Abstieg klingt. Aber gewährleistet, in mittelbarer Nähe des Bühnenrands zu stehen, jedoch inkludiert, nach dem Konzert Halskrause zu tragen, weil Sie bloß aufrecht stehen können, wenn die Diamond-Circle-Ticket-Inhaber die Videos ihrer Handys prüfen und den Kopf unten halten. Ansonsten heißt es quasimodorisch zu darben, sonst sehen nämlich die VIP-Ticket-Inhaber nichts, die seitlich der Bühne in den unteren vier Sitzreihen fixiert wurden (meist eine Lotto-Tipprunde) und zwischen den Geringverdienern des Golden-Tickets und einer 200 Quadratmeter großen LED-Leinwand durchlugen müssen (Kniet nieder Spackos, ick seh‘ nix!). Oder darf es doch das Premium-Ticket sein (früher die 0815-Stehplatzkarte)? Premium, also Belohnung, bedeutet allerdings, dass Sie erst nach Ende des Konzertes Premium-Sicht auf die Bühne genießen.
Dann nämlich, wenn Ihnen der Hausmeister den Putzeimer in die Hand drückt und Sie anbrüllt: „Dat muss alles weg. Morgen is’ hier Musical!“ Tja, falls Sie den Platz-Irrsinn nun durchdacht haben – während Sie viermal aus dem Bestellprozess geflogen sind (Server überlastet) – und kaufen wollen, schlagen hinterlistig die Gebühren zu. Ohne Erläuterung. Für Ihren Aufwand (Urlaubstag verömmelt) kassieren die Halsabschneider, äh Konzertveranstalter ein Schutzgeld (s.o. „zzgl“) zwischen sieben und 15 Euro. Die Frage „warum?“ möchte ich an den Wirtschaftsminister weitergeben und fordere: Mr. Habeck, tear down this wall!