So. Heute mal PISA. Bitte ergänzen Sie die Lücken (X1–X5) in folgendem Text: „Tauche ein in den Sommer deines Lebens und verbringe ein unvergessliches Wochenende mit deiner „X1“. Es erwartet dich eine magische und spirituelle Reise in eine Welt, die „X2“, „X3“, „X4“ und „X5“ für dich geschaffen haben.“
Tja, liebe Herren. Spontan fallen uns da sicher „Lieblingsaffäre (X1)“, „Snjeschschana (X2)“, „Ljudmila (X3)“, „Oksana (X4)“ und „Nadeschda (X5)“ ein. Na gut. Ziemlich sexistisch. Und bitte jetzt keine #MeToo-Debatte bezüglich der Kulturszene anstoßen (darf man „anstoßen“ in diesem Kontext schreiben?). Ich möchte lösen.
„Tauche ein in den Sommer deines Lebens und verbringe ein unvergessliches Wochenende mit deiner Lieblingsband (X1). Es erwartet dich eine magische und spirituelle Reise in eine Welt, die Bill (X2), Tom (X3), Georg (X4) und Gustav (X5) für dich geschaffen haben.“ Was nach Neueröffnung eines Swingerclubs in der Reihenhaussiedlung klingt, ist schlicht das Gewimmer von Tokio Hotel, einer Ex-Teenie Band, die ihre Geringfügigkeit noch nicht austherapiert hat und im Juli 2018 um Fans und deren Kröten winselte. Was sie eigentlich meinten, war etwas Anderes: „Zahle 3.600 Euro für das „Tokio Hotel Summercamp“.
Wenn du Glück hast, spielen Bill, Tom, Gustav und Georg eine unvergessliche Partie Tischtennis mit dir, wenn du Pech hast, steht Heidi Klum in deinem Zelt und fiept: „Alles klar, Mädels?“. Anschließend foltern wir dich mit einem richtig anstrengenden Tokio-Hotel-Konzert und ömmeln lustig für ein exklusives Foto mit dir in eine von uns zertifizierte Kamera, denn dein Handy lässt du schön bei Mutti, du kleiner Freak. Und hör auf zu jammern, du Waschlappen, denn in deinem Luxuszelt für 3.600 Öcken findest du schließlich einen Sitzsack, einen Tisch, eine Akku-Lampe sowie einen Stromanschluss. Zudem versauen wir deine Schilddrüsenwerte, denn du bekommst nur fleischlose Mahlzeiten zwischen die Kiemen. Tja. So geht Fanbetreuung heute. Und natürlich gab es 14-jährige Schafe, die das „Summercamp“ buchten und damit in die Kriminalität rutschten. Omma wird mit dem Enkel-Trick übertölpelt und Vaddern soll gefälligst ein paar Schichten mehr malochen, dann säuft er auch weniger.
Völlig zurecht fragen Sie, wie ich im März 2019 auf das „Summercamp 2018“ komme. Nun, Tom Kaulitz, 29 und „Gitarrist“ der Band, hat sich ja die olle Klum (45) geschnappt und hängt an deren Rockzipfel. Auch nicht schön für Toms Mama. Aber schön für Tom. Denn – wie süß – Heidi Klum hat sich für die aktuelle GNTM-Staffel den aktuellen Song von Tokio Hotel („Melancholic Paradise“) als Soundtrack ausgesucht. Ein Song, den anti-autoritär erzogene Rotzer im Songbaukasten von Apples „Garage Band“ zusammengeschraubt haben. Furchtbar. Ergo. Das „Summercamp“ war eine Pleite.
Mama Klum muss nun also die Kohlen retten. Was mir dabei gar nicht aus dem Kopf geht: Was bringt ein Stromanschluss im Zelt, wenn ich kein Handy mitnehmen darf?