Da freuen sich die Stadtbewohner doch sehr. Ein Automobilunternehmen erbarmt sich ihrer. Einmal im Jahr werden die Sänger und Musiker vor die Tür geschickt, um der jubelnd-johlenden frierenden Menge so was wie Oper vorzuträllern. Oper für alle nennt sich das und ist Kult, dank ARTE-Liveübertragung sogar echte Kultur. Wie gut nur, dass wir diese großzügigen Sponsoren haben. Ohne ihren Einsatz für das sonst dahindarbende Stadtvolk bliebe Oper ein elitäres, abgehobenes Ereignis, geeignet allein für diejenigen, die sich das finanziell und zeitlich leisten können.
Momentchen. Stop!
Wir danken also dem Autohersteller dafür, dass er uns präsentiert, was wir zum wesentlichen Teil seit Jahrzehnten über Steuern und Abgaben mitfinanziert haben? Nämlich die öffentliche Einrichtung Staatsoper oder das Stadttheater? Für so blöd muss man sich erst einmal verkaufen lassen, aber es funktioniert reibungslos. Tue Gutes und brülle es heraus, frech kommt weiter!
In der Politik das gleiche Bild: „Dem Deutschen Volke“ steht über dem Reichstag und im Innenhof noch heuchlerischer „Der Bevölkerung“, doch die Wahrheit ist: „Politik für alle“ wird ihnen präsentiert von Wenigen wie Apple, Amazon, Heckler & Koch, Bayer, Vodafone und den anderen Institutionen dieser Wohl-Täter. Der Begriff „kreative Ökonomie“ hat, seit Dieter Gorny, dem Cheflobbyist der Musikindustrie, der das Wirtschaftsministerium berät, einen ganz muffigen Klang: Den nach polierter Radkappe und verchromter Verzweiflung.