Dass das Publikum so reagiert, ist eine gute Sache. Ein Teil davon ist einem gewachsenen ästhetischen Urteil zuzuschreiben, ein anderer ist einfach dem Überdruss am ewigen Einerlei der Konzertprogramme geschuldet. Das „normale“ Konzert, wie es noch vor zwanzig, dreißig Jahren in statuarischer Penetranz abgespult werden konnte, hat mehr und mehr ausgedient. Wenn in München zum Beispiel das Prinzregententheater relativ schnell und im Grunde ohne Verdrängungswettbewerb im kulturellen Leben der Stadt Fuß fassen konnte, dann lag das insbesondere daran, dass dort andere Formen musikalischer Präsentation zu erleben waren (jüngst gerade wieder mit dem durchaus experimentellen musiktheatralen Projekt von Carl Orffs „De temporum fine comoedia“): Nicht – und das gehört vermerkt – unbedingt bessere, aber eben andere. Dieser Mut, die Dinge auf neuartige Art anzugehen, wird schon um seiner selbst willen belohnt. Schübe dieser Art erfuhr zum Beispiel das Münchener Kammerorchester mit seinen innovatorischen Mischungen, sowie die „musica viva“ – und nachlassender Elan in dieser Richtung, der jetzt vielleicht leise wahrgenommen wird, mündet sofort in einen Unmut, der das Zurück zum Gehabten nicht mehr dulden mag.
Es war in München ein längeres, aufgeregtes hin und her, als die Nachricht von Peter Ruzickas Weggang immer deutlichere Formen annahm. Da hatte man viele Karten auf einen Mann gesetzt: Ruzicka betreute die Münchener Biennale, die von August Everding ins Leben gerufene Theaterakademie und das ebenfalls von Everding reanimierte Prinzregententheater. Für alle Projekte standen und stehen programmatische Entwürfe an und in Zeiten, wo das öffentliche Bewusstsein deutlich sensibler auf Konzepte und ihre Tragfähigkeit reagiert, spielt die künstlerische Planung eine immer entscheidenere Rolle. Dass das Publikum so reagiert, ist eine gute Sache. Ein Teil davon ist einem gewachsenen ästhetischen Urteil zuzuschreiben, ein anderer ist einfach dem Überdruss am ewigen Einerlei der Konzertprogramme geschuldet. Das „normale“ Konzert, wie es noch vor zwanzig, dreißig Jahren in statuarischer Penetranz abgespult werden konnte, hat mehr und mehr ausgedient. Wenn in München zum Beispiel das Prinzregententheater relativ schnell und im Grunde ohne Verdrängungswettbewerb im kulturellen Leben der Stadt Fuß fassen konnte, dann lag das insbesondere daran, dass dort andere Formen musikalischer Präsentation zu erleben waren (jüngst gerade wieder mit dem durchaus experimentellen musiktheatralen Projekt von Carl Orffs „De temporum fine comoedia“): Nicht – und das gehört vermerkt – unbedingt bessere, aber eben andere. Dieser Mut, die Dinge auf neuartige Art anzugehen, wird schon um seiner selbst willen belohnt. Schübe dieser Art erfuhr zum Beispiel das Münchener Kammerorchester mit seinen innovatorischen Mischungen, sowie die „musica viva“ – und nachlassender Elan in dieser Richtung, der jetzt vielleicht leise wahrgenommen wird, mündet sofort in einen Unmut, der das Zurück zum Gehabten nicht mehr dulden mag.So ruft es zum Beispiel kritisch getönte Ermüdungserscheinungen hervor, wenn Lorin Maazel mit seinem BR Sinfonieorchester nun erneut, nach dem sehr ansprechenden Bruckner-Mozart-Projekt des letzten Jahres, einen Beethoven-Zyklus , der von Januar bis März dieses Jahres abgewickelt wird, auf das Programm setzt. Hätte nicht ein Ausflug ins 20. Jahrhundert, etwa mit sinnfälligen Koppelungen zum Traditionellen, weit entschiedener die Stringenz der vorangegangenen Zyklen bestätigt? Und kaum ist anzunehmen, dass dabei Publikum in größerem Umfang abgesprungen wäre.So verdient in diesem Umfeld ein Konzert der Münchner Philharmoniker mit dem Dirigenten Michael Gielen besondere Erwähnung. Es war durch und durch ein Programm, das keine falschen Kompromisse einging. Als Überschrift hätte die Idee des Lichts stehen können und eingebunden wurden Werke, die aus der Zeit vor dem Hitler-Faschismus und den stalinistischen Exzessen noch von einer extrem individualistischen, zugleich visionären Geisteshaltung getragen wurden. Es erklangen „Prometheus“ von Alexander Skrjabin, die Männerchorkantate „Swesdoliki“ (Der Sternenkönig) von Igor Strawinsky und zuletzt das ungemein kühne Fragment „Die Jakobsleiter“ von Arnold Schönberg.
Das ist keine leichte Kost und vor dem geistigen Auge sehen wir die Scharen von Kulturagenten, die bei einem solchen Programmangebot in helle Panik geraten wären. Gielen tat auch nichts, um die Stücke dem Publikum zu versüßen. Das aber wäre ohnehin nur Lüge am Werk. Seine genaue, alles ernst nehmende Darstellung tat freilich weit mehr. Das Publikum wurde an Grenzen getrieben, aber dort wurde ihm etwas gezeigt, was es sonst nie zu sehen bekommt. Der Organist Gerd Zacher hat einmal in Bezug auf Musik den Begriff der Zumutung verwendet. Und zwar positiv. Zumutung als Zutrauen in die Fähigkeit zum Weitergehen. Das ist wohl der richtige Weg.