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Schild ohne Aussicht. Reihe 9 der Gamle Scene Kopenhagen. Foto: mku

Schild ohne Aussicht. Reihe 9 der Gamle Scene Kopenhagen.

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Reihe 9 (#66) – Attacca!

Vorspann / Teaser

Im Jahre 1977 erschien von Udo Jürgens ein Schlager, bei dem es nicht nur um eine Schnapszahl ging, sondern der auch damit kokettierte, dass mit Erreichen des Rentenalters kein Ende erreicht ist. Im (verkürzten) Refrain heißt es dann: „Mit 66 ist noch lang noch nicht Schluss.“ Nun habe ich selbst diese Zahl noch nicht erreicht, wohl aber (haben Sie es bemerkt?) die Reihe 9.

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Aber keine Sorge! Die Kolumne wird ausdrücklich nicht in den Ruhestand geschickt – sie ist aber heute, nach fünfeinhalb Jahren, bei ihrer 66. Ausgabe angekommen. In all den Monaten wurden dafür viele Kilometer und manche Meile zurückgelegt, und sie hat aus nah und fern viel Schönes, manch Kurioses und selten auch einmal ein Skandälchen festgehalten. Selbst der doppelte Lockdown konnte ihr nichts anhaben. Konzerte, Opern, Wettbewerbe oder Streaming-Events waren dabei Ausgangspunkte für Beobachtungen und Reflexionen, die das Musikleben begleiten. Heute nun ist es an der Zeit, selbst einmal eine Premiere zu feiern (Achtung: Augenzwinkern!): Anmerkungen zu einem Ballettabend.

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Opulentes Schlussbild: „Don Quixote“ von León Minkus. Foto: mku mit freundlicher Genehmigung des Danish Royal Theatre

Opulentes Schlussbild: „Don Quixote“ von León Minkus.

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Ort der Aufführung war die Gamle Scene, das noch gar nicht so alte, im Jahre 1874 eröffnete Stammhaus des Königlich dänischen Theaters in Kopenhagen. Hier hatte sich schon vor 46 Jahren die aus Kino und TV bekannte Olsenbande zu den Klängen der Elverhøj-Ouvertüre von Friedrich Kuhlau mit dem Schlagbohrer durch Garderoben und Katakomben bis in den Tresor einer benachbarten Bank erfolgreich vorgearbeitet (Die Olsenbande sieht rot).

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Unspektakulär war indes das aktuelle Bühnengeschehen rund um den Don Quixote von León Minkus aus dem Jahre 1869. So sehr die traditionell geprägte Choreografie von Nikolaj Hübbe und die bunte, opulent ausgestattete Inszenierung von Steffen Aarfing für gute Unterhaltung sorgten, so musste man sich doch erst an die von Akt zu Akt stilistisch recht unterschiedlich arrangierte Partitur und ihre späteren Einlagen gewöhnen: Im ersten Teil des Abends waren die Nummern noch recht artig, fast bieder und in ihrem Verlauf verblüffend vorhersehbar, im zweiten Teil erschienen Melodien und Harmonien mitunter kräftig von einem schon selbst historisch gewordenen Hollywood-Breitband-Sound überformt – so dass man hier nurmehr Reste des Minkus-Originals zu hören bekam. Auch ohne Blick in die Noten war es eine außergewöhnlich interessante Erfahrung, wie hier im Ballett eine alte Aufführungstradition noch im 21. Jahrhundert fortgeschrieben wird, während im Konzertsaal und auf der Opernbühne längst die Idee des „Urtextes“ (welcher das auch immer sein mag) nicht mehr wegzudenken ist.

Ihr

Michael Kube

REIHE 9

Immer am 9. des Monats setzt sich Michael Kube für uns in die Reihe 9 – mit ernsten, nachdenklichen, manchmal aber auch vergnüglichen Kommentaren zu aktuellen Entwicklungen und dem alltäglichen Musikbetrieb. Die Folgen #1 bis #72 erschienen von 2017 bis 2022 in der Schweizer Musikzeitung (online). Für die nmz schreibt Michael Kube regelmäßig seit 2009.

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