Angenommen, ich hätte ein kurioses Hobby – etwa die Zucht nepalesischer Zierfische – es interessierte vermutlich nur Gleichgesinnte. Um von der Wichtigkeit meines Tuns zu künden, würde ich behaupten, dass die Zucht von „gesellschaftlicher Relevanz“ zeuge. Mir schwant, dass alles, was derzeit unter einem gefühlten Aufmerksamkeitsdefizit leidet, glaubt, sich mit der Vokabel von der „gesellschaftlichen Relevanz“ für die eigene Existenz rechtfertigen zu müssen. Man suche in der Online-Ausgabe dieser Zeitung – schwupps: Treffer bis der Arzt kommt.
Kaum ein Programmbuch, ein Projekt et cetera pp. kommt ohne ihn aus. Was ein bisschen lifestyle-links klingt, ist es nicht gelegentlich – dort, wo es nicht intrinsisch geschieht! – eher Anpassung an den Markt oder geschickte PR-Strategie? Die Coronakrise wird die Lage verschärfen, die Slots (hoffentlich irre ich mich!) werden weniger, die Aufmerksamkeitswährung wird wichtiger und dem Zierfisch-Aquarium wird der Sauerstoff abgedreht, wenn die Fischchen kein eindeutiges Relevanz-Tattoo auf den Flossen haben.
Auf der Strecke bleiben wird das Leise. Der Ton, der nicht vorgibt mehr zu sein, als er ist. Ein Ton, der gesellschaftlich relevant ist, weil er gehört werden könnte. Die unentwegte Behauptung der Relevanz verzwergt den Gegenstand. Ich werde mich nicht für mein Tun entschuldigen. Wenn ich nicht relevant bin, das „fis“ wird es bleiben. Ich stimme meinem langohrigen Lieblings-Philosophen vollends zu: „Do. Or do not. There is no try.“
Im Anfang ist die Tat, nicht die Phrase.