Tut man sich wegen seiner erfüllenden Beziehung zur Kultur mit dem griesen Gram schwer, hilft eigentlich immer ein Blick in den südlichsten Osten: Dort schießt Söder mit dem PISA-Köder (nämlich für ein „mehr“ an Bildung durch weniger musisch-künstlerischen Unterricht) ein Eigentor, weil, wie zuletzt von einer Studie von Paolo Egana del Sol (Professor für Nachhaltiges Wirtschaften) festgestellt, von künstlerischer Bildung auch die Ergebnisse in den Hauptfächern und die gesamte Bildungsbiografie profitieren. Das eignet sich deshalb besonders zur Unzufriedenheit, weil wir hierzulande kein Öl, kaum Erze und überhaupt keine seltenen Erden, wenig schöne Strände und nur Berge zweiten Ranges haben. Unser bisschen Kapital sind eben Bildung, Kultur und das Label „Made in Germany“.
Die Unzufriedenheit weiß Söder aber auch in amüsierte Sprachlosigkeit zu verkehren: Anders lässt sich sein anschließender Versuch, durch das Gender-Verbot in Bildungseinrichtungen und Behörden den Grünen den „Verbotspartei“-Stempel abzuringen, nicht erklären. Zumal es wahrscheinlich nicht dazu taugt, vor Infektionen mit inklusivem und humanistischen Gedankengut zu schützen.
Möchte man sich als kulturaffinem Menschen aber langanhaltende Unzufriedenheit erhalten, lohnt es, sich von Martin Hufner im „Drangeblieben“ (S. 36) an den Erfolg unserer Kulturstaatsministerin erinnern zu lassen: Wenn einem klar wird, dass die nachhaltige Existenz unserer Kultur von oberster Stelle mit Kinogutscheinen gerettet werden soll, dann drückt man der Kulturpolitik gerne ein bisschen frustriert – aber angenehm faktenbasiert – den Stempel „Failed in Germany“ auf. Zufrieden?