Seit Ostern gehöre ich dazu. Ich bin Komasäufer. Falls Sie glauben, ich wäre der Einstiegsdroge „Flatrate-Party“ im angrenzenden Kuhstall verfallen, muss ich Sie enttäuschen. Meine Eintrittskarte war „Carmen Nebel feiert Ostern“. Im ZDF. Und das kam so.
Es war nur ein kurzes Abrutschen auf der Fernbedienung, eine Nachlässigkeit. Seitdem leide ich unter Weinkrämpfen. Die wiederum begannen während der Sendung, als ich, geschüttelt von einem heftigen Tremor (schade um den Doornkaat), erleben musste, wie Fernsehkoch Alfons Schuhbeck offensichtlich den Schneebesen mit dem Mikrofon verwechselte und den Country-Klassiker „Some Broken Hearts Never Mend“ von Don Williams brunfte. Es war schier unbegreiflich. Da setzt sich der Salatschleuderer einfach mit seiner frittierten Kochjacke auf einen Barhocker und singt. Was er sonst mit Kartoffelteig unter den Achseln reibt und formt, „damit’s g‘schmackiger wird“, kommt diesmal in Form von Knödeln aus seiner Kehle gerollt. Dabei stiert er in die Kamera wie ein Erstklässler, der sich eingenässt hat. Noch dazu ereignen sich die Vorfälle in einer selten dämlichen, aber sicher für 50.000 Euro extra für das ZDF von einem Stararchitekten zusammengenagelten Saloon-Kulisse, die Billy the Kid erst einmal ordentlich püriert hätte, bevor er auch nur einen Fuß hineingesetzt hätte.
Neben, vor und hinter dem Ofenbewacher Schuhbeck dünstet eine schauspielernde Begleitband im vorher schaumig geschlagenen Resthirn, die man unverzüglich wegsperren müsste. Österreich. Garten. Betonbunker. Wie können die bei so einem Schwachsinn noch grinsen? Wahrscheinlich, weil sie mit dem gleichen Pülverchen (geriebene Zehennägel mit einer Prise original Schuhbeck-Chiliöl) narkotisiert wurden, wie die aus Sotchi importierten Saloon-Häschen. Die aus Authentizitätsgründen und weil man sich beim ZDF eben den Wilden Westen so vorstellt, in High-Heels, Strumpfhosen, roter Rentner-Korsage aus dem ORION-Katalog und Häschen-Ohren auf der Denkmurmel in der Kulisse fixiert wurden. Gleichwohl gibt es einen Lichtblick. Ein Häschen hat sich wohl zur Bar-Chefin gemausert.
Während Schuhbeck, quasi am Hocker erlahmt, versucht, Gesang (Mund öffnen) und Performance (sitzen) zu koordinieren, wobei unkontrolliert seine linke Hand zuckt, was – wer könnte es ihm verdenken – eher nach einer Trockenübung „Fleischklopfen“ aussieht, hat sie wie ich die Aussichtlosigkeit der Lage erkannt. Ungeniert, und vom Aufnahmeleiter ausnahmsweise unbewacht, füllt sie in Schuhbecks Rücken acht Schnapsgläser mit Eierlikör. Und weil es so schlimm ist wie es aussieht und das Häschen noch eine Szene mit dem Fernsehballett auf und später unter der Bühne überstehen muss, kippt sie sich die Dinger mit finalen Wünschen zwischen die Öhrchen.
Zwei Fragen bleiben. Warum macht der Schuhbeck das? Dunsthaube nicht rechtzeitig gewechselt? Und: Warum bin ich nun passionierter Komasäufer? Weil wir uns das immer wieder gefallen lassen.