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Schlagerlieferant für den Krieg

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Zu „Lili-Marleen-Komponist gestorben“, nmz 11/02, Seite 2
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Leider wurden in dem genannten Artikel zum Tod Norbert Schultzes einige Fakten verschwiegen. Neben dem genannten Schlager „Lili Marleen“ schrieb der Komponist während des Zweiten Weltkrieges eine Reihe von Marschliedern für Truppenteile der deutschen Wehrmacht, wie zum Beispiel das „Marschlied deutscher Grenadiere“, das „Lied vom deutschen U-Boot-Mann“, „Bomben auf Engelland“, „Panzer rollen in Afrika vor“, „Ewiges Fußvolk“ oder auch „Führer befiehl, wir folgen dir“. Er selbst sagte: „Also, ich glaube, es gibt kaum eine Truppengattung, für die ich kein Lied geschrieben habe ...“ (1). Für den Angriff auf die Sowjetunion schrieb Schultze das „Lied zum Feldzug im Osten“. Den im Artikel lobend hervorgehobenen „eleganten Chansongestus“ wird man hier wohl vergeblich suchen. Diese Lieder entstanden in enger Zusammenarbeit mit dem Rundfunk und dem Propaganda-Ministerium. Schultze komponierte auch Filmmusik zu Propagandafilmen, wie, um nur ein Beispiel zu nennen, für den Film „Feuertaufe“ des Regisseurs Hans Bertram über den Einsatz der Luftwaffe im Polenfeldzug, der dem britischen Premierminister Chamberlain die Verantwortung für die Zerstörung Warschaus zuschiebt. Diese Kompositionen galten als wichtige Propagandastücke, auf die Josef Goebbels persönlich, zum Teil bis in Einzelheiten, Einfluss nahm. So arbeitete Schultze eng mit dem Minister zusammen an der Propagandamaschine. (2)

Leider wurden in dem genannten Artikel zum Tod Norbert Schultzes einige Fakten verschwiegen. Neben dem genannten Schlager „Lili Marleen“ schrieb der Komponist während des Zweiten Weltkrieges eine Reihe von Marschliedern für Truppenteile der deutschen Wehrmacht, wie zum Beispiel das „Marschlied deutscher Grenadiere“, das „Lied vom deutschen U-Boot-Mann“, „Bomben auf Engelland“, „Panzer rollen in Afrika vor“, „Ewiges Fußvolk“ oder auch „Führer befiehl, wir folgen dir“. Er selbst sagte: „Also, ich glaube, es gibt kaum eine Truppengattung, für die ich kein Lied geschrieben habe ...“ (1). Für den Angriff auf die Sowjetunion schrieb Schultze das „Lied zum Feldzug im Osten“. Den im Artikel lobend hervorgehobenen „eleganten Chansongestus“ wird man hier wohl vergeblich suchen. Diese Lieder entstanden in enger Zusammenarbeit mit dem Rundfunk und dem Propaganda-Ministerium. Schultze komponierte auch Filmmusik zu Propagandafilmen, wie, um nur ein Beispiel zu nennen, für den Film „Feuertaufe“ des Regisseurs Hans Bertram über den Einsatz der Luftwaffe im Polenfeldzug, der dem britischen Premierminister Chamberlain die Verantwortung für die Zerstörung Warschaus zuschiebt. Diese Kompositionen galten als wichtige Propagandastücke, auf die Josef Goebbels persönlich, zum Teil bis in Einzelheiten, Einfluss nahm. So arbeitete Schultze eng mit dem Minister zusammen an der Propagandamaschine. (2) Der Artikel in der nmz erwähnt lediglich, den Nazis habe nicht gefallen, dass die Melodie „Lili Marleen“ von den deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg zu einem „seelischen Überlebensmittel“ erhoben wurde und konstatiert: „... aber gegen die kollektive Volksseele ist wohl sogar ein diktatorisches Regime ohnmächtig.“ Die Tatsache, dass das Propaganda-Ministerium unter bewusster aktiver Mitarbeit Norbert Schultzes die Bevölkerung massiv beeinflusst hat, wird hier geradezu auf den Kopf gestellt.

Im weiteren Verlauf kommt der Artikel auf Schultzes Oper „Schwarzer Peter“ von 1936 zu sprechen und erwähnt, dass diese „nach dem Krieg häufiger auf kleineren und mittleren Opernbühnen erschienen“ sei. Es wird verschwiegen, wie überaus erfolgreich dieses Stück in der Nazi-Zeit gewesen ist. Von den Opern, die während des „Dritten Reiches“ uraufgeführt wurden, war sie mit durchschnittlich über 120 Aufführungen pro Spielzeit mit Abstand die meistgespielte, vor Gersters „Enoch Arden“ sowie „Arabella“ und „Daphne“ von Richard Strauss (3).

Es wird der Eindruck erweckt, Norbert Schultze, „einst Schlagerlieferant für den totalen Krieg“ (4), habe mit den Nazis nichts zu tun gehabt oder deren Missfallen erregt.
So ist dieser Artikel ein Teil der hier zu Lande ärgerlicherweise immer noch anzutreffenden Geschichtsfälschung, die die Rolle der Akteure des Hitler-Faschismus zu retuschieren versucht. Hierzu sollte die nmz nicht als Plattform dienen! Es würde besser zu Ihrer Zeitung passen, wie auch in anderen Bereichen die Dinge beim Namen zu nennen.

1 zitiert nach Fred K. Prieberg: Musik im NS-Staat, Frankfurt/M.: Fischer 1982, Seite 338
2 vgl.: ebenda, Seite 335–340
3 vgl.: Hans-Günter Klein: Viel Konformität und wenig Verweigerung. Zur Komposition neuer Opern 1933–1944. In: Hanns-Werner Heister/Hans-Günter Klein (Hg.): Musik und Musikpolitik im faschistischen Deutschland, Frankfurt/M.: Fischer 1984, Seite 149
4 Volker Kühn: „Man muß das Leben nehmen, wie es eben ist...“. Anmerkungen zum Schlager und seiner Fähigkeit, mit der Zeit zu gehen. In: ebenda, Seite 217

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