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Hinter der Maske. Der Autor. Foto: Der Autor.
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Sehr geehrte Geschwörte!

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Ferchows Fenstersturz 2020/10
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„Girl you know it’s true...“. Nichts war true. Alles fake. Noch heute schlafe ich zappelig, wenn ich an die hopsenden Flummis von Milli Vanilli denke. Seit 1990 der letzte Skandal in der Branche. Bis vor kurzem. Seit einigen Wochen brauche ich drei Ladungen Granufink (Stichwort Harndrangkontrolle), um vor Aufregung wenigstens zwei Stunden Schlaf zu finden. Und das kam so. Der Gangsta-Rapper und Bambi-Integrationspreisträger Bushido hat seinen früheren „Brudda“, den integren Ehrenmann Arafat Abou-Chaker, vor den Kadi gezerrt. Die beiden sind keine „Brüdda“ mehr.

Weil Arafat Abou-Chaker für seinen Hausmeister- und Umzugsservice unter „Brüddan“ schlanke 30 Prozent seit 2004 „von alles“ berechnete. Aber Bushido plötzlich der Meinung ist, jetzt ist mal gut mit „Concierge Arafat“. Worauf der Unternehmer Abou-Chaker, flankiert von echten Abou-Chaker-Brüdern, seinen ex-„Brudda“ Bushido auf einem Bürostuhl und bei verschlossener Tür ein paar Mal ordentlich im Kreis drehte. Und nachfragte.

Da gab es wohl dann zwei links, zwei grün. Das Schockierendste kam allerdings während der Gerichtsverhandlung ans Licht. Der Vorsitzende Richter „schmökerte“ ein wenig in Bushidos Biografie, die – immer noch überraschend – als Buch erschien. Für viele seiner Fans hätte Bushidos Vokabular („Alter, bitch, und ich hau dir Fresse“) zweifellos auf eine DIN-A8-Karteikarte gepasst. Egal. Auf Nachfragen des Richters meinte Bushido skandalöser Weise, sein Leben als Gangsta-Rapper würde im Buch überspitzt dargestellt. Subtext: Lass uns die dämlichen kids abzocken. Wie jetzt? Bushido ist kein Bösewicht? Und eher im Milli Vanilli-Metier unterwegs? Alles fake?

Da dachte man jahrelang, der Mann hat einen geregelten Gangsta-Alltag: Mittags aufstehen. Den Harem antreten lassen. Dann werden frauenverachtende Beleidigungen ausgetauscht oder selbige Aufgaben verteilt. Anschließend geht es mit der Zahnspangen- beziehungsweise Mercedesstern-Entourage über den Kiez – Polizisten anpöbeln oder mit der Pump-Gun aus dem letzten Waffendeal in Kreuzberg ausgewählte Wettbüros aufmischen. Spätnachmittags werden die Einnahmen der Spielautomaten abgezogen. Cash selbstverständlich.

Gegen Abend lässt man sich in der VIP-Lounge eines Prenzlauer Berg Schuppens nieder, vermöbelt ein paar Spacken, die „gefälligst nicht so blöd glotzen sollen“ und lässt die Nacht mit ein paar wohligen Zeilen „Sprechgesangskunst“, die den Tag grob zusammenfassen („Alter, bitch und ich hau dir Fresse“), ausklingen. Vielen Dank, Bushido. Scheint ja alles anders zu sein: Mittags ein LGBT-Stammtisch, nachmittags Philosophen-Käffchen im „Einstein“ und abends Schnitzel im „Borchardt“ mit Andi Scheuer. Unfassbar. Das ganze Musikgeschäft also nur Fassade. Sind die Scorpions am Ende gar keine Rockband? Ach so, hohes Gericht! In der Tradition des Königlich Bayerischen Amtsgerichts schlage ich zur Urteilsfindung ein Fingerhakeln vor. Mit Wurfstern und Schlagring. Krass adressatenorientiert natürlich.
 

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