Gute Vorsätze sind eigentlich etwas für ein neues Jahr. Doch da ich gerade so „mir-nix-dir-nix“ grantig wurde, habe ich mich aufs Sofa gelegt und mich befragt: „Wass’n los? Du unzufriedene Wurst.“ Zack! Erkenntnis: Wurst! Die schmeckt nämlich nur mit Senf! „Senf?“ Jawohl! Ich habe chronische Senfitis.
Eine gewisse Eitelkeit ist für Musikanten normal, vielleicht notwendig. Doch dieser Reflex, immer-irgendwie-wo-und-wann den eigenen Senf dazugeben zu müssen: das ist nicht schön und hört jetzt auf. Dumm nur, dass man ja nichts absagen kann. Fragt eine Zeitschrift an: „Klaro!“ Fragt ein Symposium–Kongress–Kollege–Freund–Institution–etcetera an: „Yeah!“ Denn wenn ich absage, verschwinde ich. Für immer! Nie wieder will jemand mit mir Würstchen essen. Aus. Vorbei. Die Betriebswurst hat nur ein Ende. Und wer meinen Senf erst gar nicht will – Himmel steh’ mir bei – da werden die Symptome gleich noch viel schlimmer.
Doch irgendetwas raunt mir sanften Trost zu: „Du bist nicht allein …“ – Vielleicht wissen wir darum, dass wir infiziert sind. Die, die montags den Senf einfordern, sind die, die ihn am Dienstag selbst wieder aus der Tube quetschen müssen – oder wollen. Durch unsere Senfitis schrumpfen die Diskurse zu Diskürslein. Hauptsache: Mitmischen. Dabei sein ist alles. – Geträumtes Ende einer Konversation: „Hättest Du Lust, bei xy mitzumachen?“ – „Oh, danke Dir. Das ist gerade nicht so mein Ding, vielleicht nächstes mal?“ – „Klar, sehr gerne!“ Und dann wirklich anrufen, das hätte was.