So so, Sie jetzt auch wieder bekennender Dylan-Fan? Die ranzigen Vinylkartons von unbegleiteten Flüchtlingen (Stichwort: Willkommenskultur) aus dem Keller schleppen lassen und seitdem täglich das Gesamtgewürge, äh Gesamtwerk würdigend? Na dann. Ihre Entscheidung. Während Sie also an Ihren angekohlten US-Flaggenresten schnüffeln und bockig behaupten, Teil einer Musikrevolution gewesen zu sein, was Ihre erwachsenen Kinder mit einem „Is klar, Alter“ quittieren, während Ihre Enkel fragen, „ob der Mann im Radio da eine Neben- oder Stirnhöhlenentzündung hat“, kauert in Dublin ein Mann in Embryonalstellung vor dem irischen Parlament und wimmert jämmerlich: Bono Vox.
Der alte U2-Friedenstifter und Songpoet. Zunächst mal, weil sein Steuersparmodell „Make poverty history“ zwischen der irischen Regierung und Apple irgendwie gescheitert ist. Und dann natürlich, weil er schlicht erkennen musste, hinter Tingeltangel-Bob, den Scorpions und dem lupenreinen Demokraten Putin nur die Nummer vier zu sein. Um die nächstjährigen Preisträger der Genres „Lesen und Verhandeln“ gleich mal zu spoilern. Dabei, lieber Bono, ist es nicht so überraschend, dass sich die Akademie für einen Musiker als Literaturnobelpreisträger entschieden hat. Da muss man sich nur die PISA-Ergebnisse ansehen.
Textverständnis schwierig in Schweden. Daher was Einfaches. Wie „Blowing in the wind“ (von der Akademie als „poetische Neuschöpfung“ gepriesen). Was muss man da schon interpretieren oder gar missverstehen? Alles klar, liebe Akademie. Und Zustimmung. Das Gekritzel vergangener Literaturnobelpreisträger war unerträglich. Nach drei Absätzen der ersten Seite hatte man den Faden verloren. Weil geschätzte 17 Handlungsstränge, 35 Fremdwörter und 26 philosophische Hypothesen. Selbst Kants Credo „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ führte eher zur freiwilligen Unterziehung eines Leserechtschreibtests denn zum Textverständnis.
Eventuell sollte das Nobel-Komitee mehr Nachbarschaftshilfe wagen. Und Finnland in die Verleihung miteinbeziehen. Wegen PISA und so. Auch, weil die Schweden nicht telefonieren können. Denn: Sie erreichen Bob Dylan ja telefonisch nicht. Die Reizwörter „Finnland – Nokia – Telekommunikation“ sollen nicht überstrapaziert werden, aber … Nun gut. Im Ernst. Glauben die echt, Bob Dylan hat ein Telefon? Wäre doch Verrat an seinen preisgekrönten Texten. Wegen Selbstbestimmung und so. Obwohl. Die Akustikgitarre hat Dylan auch schon gegen die elektrische Gitarre getauscht. Der Verräter. Da krümmt sich der rustikale Folkanhänger noch heute. Doch vielleicht ist alles nur ein Irrtum und die Schweden haben ein paar Buchstaben vertauscht (siehe PISA). Gemeint hatten sie den walisischen Schriftsteller Dylan Thomas. Dessen Spruch „Es war schon schwierig genug, das Zeug zu schreiben. Verlangen Sie nicht von mir, darüber noch etwas zu sagen“ ziemlich lakonisch den diesjährigen Literaturnobelpreisträger beschreibt. Wie wäre es mit teilen, Bob?