Die Abstimmung zum Musik-Gordi führt bei manchen Nominierten zu Entsetzen. Dieses Jahr ist Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz nominiert. Es geht um andauernde und fortgesetzte Sparmaßnahmen im Kulturbereich. Der Generalmusikdirektor von Hagen, Florian Ludwig, muss mit den Folgen klarkommen. Für ihn ist die Nominierung des Oberbürgermeisters Anlass, auf den traurigen Zustand hinzuweisen – auf Facebook, sicht- und lesbar für seine „Freunde“.
Das bringt ihm keine Freunde im Rat von Hagen. Für Ratsmitglied Stefan Ciupka ein Grund für eine Dienstaufsichtsbeschwerde, die er, ebenfalls auf Facebook ankündigte. Sein „besonderer Freund, der illoyale und beratungsresistente Schöngeist und Hagener Generalmusikdirektor Florian Ludwig hat sich wiederholt im Ton und im Verhalten vergriffen“, schreibt er da. „Es reicht! Abgesehen davon, dass dieses rufschädigende Verhalten mittlerweile unerträgliche Ausmaße angenommen hat, befindet sich Herr Ludwig meines Wissens noch in Diensten der Stadt Hagen.“ Selbst in der Zeitung springt ihm ein namentlich nicht genannter Autor zur Seite: „Ein durchaus bemerkenswertes Gebaren eines Bediensteten in einem städtischen Tochterunternehmen gegenüber dem Chef.“ Oder anders gesagt: „Was erlauben Knecht? – Auf die Knie, Untertan!“
Muss man also, weil man in Diensten steht, sein Nachdenken und seine Kritik gleich mit abgeben? Ist man also gezwungen, sehenden Auges und Ohres den Mund zu halten, wenn der absolutistische Fürst und seine Ratsgarde es wollen. Man erinnert sich, es ist nicht lange her, da brachte auch der damalige Generalintendant des Theaters Dessau/Roßlau, André Bücker, mit einer Plakat-Aktion das Sachsen-Anhaltische Innenministerium zur Weißglut. Den Landesspruch: „Willkommen im Land der Frühaufsteher“ konterte er seinerzeit mit „Wir sparen uns früher dumm.“ Für diese „Kritik“ habe man nicht das Landeswappen nutzen dürfen! Irgendeine bürokratische Finte findet sich beim Amtsschimmel immer. Bücker duckmäuserte nicht. Gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung erklärte er die Aufgabe des Theaters: „Liebsein ist nicht unsere Aufgabe als Theater. Es gibt die Ansicht, dass wir unpolitische Amüsierbuden zu sein haben. Das sind wir nicht, wir mischen uns auch ein.“
Bückers Vertrag wurde nicht verlängert. GMD Florian Ludwigs Abschied von seinem Hagener Amt kommt freiwillig und steht seit einiger Zeit fest. Wer in Hagen zukünftig am Theater die Strippen ziehen darf, müsse das Abwicklungs-, äh, Neustrukturierungskonzept zwingend akzeptieren, kann man in der WAZ lesen. „Von der Einbindung eines neuen GMDs war (…) nicht die Rede.“ Taktschlagen wäre wohl okay, wenn es der Richtige ist.