Was für ein Anlauf: in Zusammenarbeit mit dem Ensemble Modern wählte das Siemens Arts Program sechzehn Komponistinnen und Komponisten unterschiedlicher Herkunft aus und transportiert sie mit Unterstützung der jeweiligen Goethe-Institute für wenigstens vier Wochen in Mega-Cities dieser Welt: Dubai, Johannesburg, das Pearl River Delta und Istanbul sind die Stationen. Die kompositorischen Ergebnisse der Istanbuler Impressionen waren am Wochenende als Uraufführungen in Frankfurts Alter Oper zu hören: Beeindruckend.
Er gehe nicht davon aus, dass lautmalerische Stadtführer entstünden, meinte Projektleiter Jens Cording im Vorfeld. Und das war schon aufgrund der ausgewählten Komponistenpersönlichkeiten auch nicht zu erwarten. Samir Odeh-Tamimi, Vladimir Tarnopolski, Beat Furrer und Mark Andre näherten sich mit ihrem Sensorium der Zwei-Kontinente-Stadt Istanbul höchst individuell. Ihre Werke „Cihangir“ (Odeh-Tamimi), „Eastanbul“ (Tarnopolski), „Xenos“ (Furrer) und „üg“ (André) lieferten Klang-Tagebücher, -Tiefenbohrungen, -Reflexionen und -Überflüge in ganz eigener Handschrift. Im Mozart-Saal der Alten Oper entstand so ein tief berührendes Spannungsfeld aus Fremdsein und Annäherung, aus Sehnsucht und Begreifen weit über all die sattsam bekannten Merian-Sichten der Metropole hinausreichend. Das bestens präparierte Ensemble Modern präsentierte die Werke transparent und hochengagiert einem begeisterten Publikum. (Die herkömmliche, differenzierte Musik-Kritik finden Sie in der kommenden Print-Ausgabe unserer Zeitschrift).
Eine Besonderheit sei noch erwähnt: Konzerte mit zeitgenössischer Musik finden ihren Anklang häufig nur bei einem kleinen Kreis von „Kennern“. Das Siemens Arts Program hat Mitarbeitern des vielschichtig ins Gerede gekommenen Konzerns die Möglichkeit geboten, an den Uraufführungen teilzunehmen – dem Angebot folgte eine erstaunlich hohe Zahl. Ihnen und dem interessierten Publikum wurde ein Film vorgestellt, der das Projekt beschrieb, die Komponisten und ihre im besten Sinne eigenartige Herangehensweise an das Projekt erläuterte: Wie sich in Gesprächen erwies ein vorzüglicher Einstieg in eine komplizierte, für viele gänzlich neue Wahrnehmungswelt. Dieser von nmzMedia gestaltete Streifen kann demnächst bei nmz Online begutachtet werden.
Als Appetitanreger können sie hier den Trailer zu into Istanbul sehen.
Für alle, die sich das Live-Erlebnis nicht entgehen lassen wollen: Heute (Dienstag, 14.10.) um 20.00 Uhr gastiert das Ensemble Modern mit dem Istanbul-Programm im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt.