Hauptrubrik
Banner Full-Size

SWR-Orchester: Stadt Freiburg hält Beteiligung für möglich – genug, um Boudgousts Fusions-Strategie zu durchkreuzen?

Publikationsdatum
Body

Nach dem Votum des SWR Rundfunkrates, das bis Ende September eine Prüfung alternativer Lösungen vorsieht, bevor die Fusion der Orchester aus Stuttgart und Baden-Baden/Freiburg als beschlossen gilt, gibt es aus Freiburg erste positive Signale. Wie die Badische Zeitung berichtete, hält Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon eine finanzielle Beteiligung der Stadt an den SWR Sinfonieorchestern für „durchaus denkbar“.

Dies habe Salomon, so die Badische Zeitung in einer Meldung vom gestrigen Dienstag, nach einem Gespräch mit SWR-Intendant Peter Boudgoust signalisiert. Voraussetzung sei aber „dass sich auch andere Kommunen finanziell engagieren.“ Gleichzeitig äußerte er Bedenken angesichts der knappen Zeitrahmens. Genau damit scheint Boudgoust aber zu rechnen, hatte er sich doch schon bei der Vorbereitung der Rundfunkratssitzung vom 29. Juni als gewiefter Taktierer erwiesen.

So war die Beschlussvorlage so formuliert, dass die Fusion als beschlossene Zukunftsoption gelte, sollte bis zur nächsten Sitzung am 28. September kein belastbares Alternativkonzept vorliegen. Eine Diskussion darüber, ob bei den Orchestern möglicherweise weniger einzusparen sein könnte als in anderen Programmbereichen, war damit von vornherein abgewürgt.

Neben dem Faktor Zeit spielt dem SWR-Intendanten außerdem die Tatsache in die Hände, dass es im Gegensatz zu Freiburg von Stuttgarter Seite kaum Hinweise gibt, die auf ein „belastbares Alternativkonzept“ hinweisen. Weder von der Stadt – obwohl sich der Stuttgarter OB in der Rundfunkratsitzung gegen die Fusionspläne aussprach – noch aus der Region gibt es bisher entsprechende Signale zu einer Mitfinanzierung; die vom Freundes- und Förderverein angedachte Kooperation mit dem Staatsorchester auf Management-Ebene ist – so ein Bericht der Stuttgarter Zeitung vom 30. Juni – gescheitert; die Stuttgarter Orchestermitglieder wiederum wollen den Verzicht auf Tarifsteigerungen, den die Musiker des SO Baden-Baden/Freiburg als Finanzierungsbeitrag angeboten haben (siehe nmz Online am 24.6.), nicht mitgehen.

Ein weiterer Baustein in Boudgousts von Ergebnisoffenheit meilenweit entfernter Fusions-Strategie ist – neben der Präsentation als gegeben abzunickender Einsparnotwendigkeiten und -ziele – die Ausblendung der Standortfrage. Zwar wurde dieses Aussparen einer entscheidenden Problematik in der Rundfunkratsitzung kritisiert, doch blieb es bei der wachsweichen Formulierung der Beschlussvorlage: „Das Profil des fusionierten Orchesters ist nicht mit der Standortfrage verknüpft. Über allem stehen die Programmerfordernisse. Erst dann kommt die kommunale oder regionale Anbindung. Der Standort soll anhand von objektivierbaren Kriterien wie Raumsituation, Probensituation, Unterbringung Management, Raumkosten, mögliche Investitionskosten, Einzugsgebiet, Orchestermarkt, Verkehrsanbindung, Lage und Reisekosten ermittelt werden. Im Idealfall wird dem SWR bei der Bewertung der Kriterien ein unabhängiges Gremium zur Seite stehen.“

Dass sich der Rundfunkrat darauf eingelassen hat, ist – neben dem allzu klaren Abstimmungsergebnis – ein weiteres enttäuschendes Ergebnis dieser Sitzung und ein weiteres Anzeichen dafür, dass Boudgoust Strategie aufzugehen droht.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!