Computer-Spiel-Musik haben sich die letzten taktlosen bei Bayern4Klassik zum Thema gemacht. Wer verbietet was? Wer bietet was? Die Sendung kann man nachhören unter www.nmz.de/taktlos.
Die mittlerweile berüchtigten Nachrichten findet man anschließend webbig: Ja, Thomas Goppel lässt "warcraft" bajuv-arisieren, Dieter Bohlen ist ein Roboter:
Berlin. Nach den Dirigenten Ingo Metzmacher (Deutsches Sinfonieorchester) und Lothar Zagrosek (Konzerthausorchester) verlassen nun auch Daniel Barenboim (Staatsoper) und Simon Rattle (Berliner Philharmoniker) ihre Arbeitsplätze. Und zwar noch in diesem Jahr. Dennoch bleiben alle Dirigenten der Bundes- und Landeshauptstadt Berlin erhalten. Alle vier wollen Ernst machen mit ihrem Anspruch auf Musikvermittlung. Während Metzmacher und Zagrosek demnächst als Musiklehrer in der Rütli-Schule anheuern, werden Rattle und Barenboim bei zwei Kindertagesstätten in sozialen Brennpunkten in Neukölln und Marzahn ihre Arbeit verrichten. „Wir nehmen unsere Aufgaben dort wahr, wo sie am wichtigsten ist,“ sagten die vier Maestri auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. „Unsere Orchester sind inzwischen so reif, dass auch Kulturboss Klaus Wowereit die Leitung übernehmen kann.“
München. Lichtblick in der Wirtschaftskrise: Die öffentlichen Kulturetats im Freistaat werden dank der spektakulären Neugründung der „Play-all-Games-Symphonics“ durch die Konferenz deutscher Computer-Hersteller in München-Grünwald dramatisch entlastet. Mariss Janssons, Kent Nagano und Christian Thielemann haben ihren bisherigen Arbeitgebern fristlos gekündigt – und nehmen ihre Musiker gleich mit. Das neue 500-Mann-Orchester wird künftig anspruchsvolle Sound-Teppiche für elektronische Games aller Art produzieren und auch öffentlich auftreten. Während Christian Thielemann von einer ästhetischen Chance spricht, die sich nicht mal Richard Wagner hätte träumen lassen, preisen Janssons und Nagano auch die ökonomischen Vorteile: „Zehntausend Euro Monatsgage für jeden Musiker und das hundertfache für jeden von uns – das kann sich nur ein aufstrebender Wirtschaftszweig leisten – und nicht eine marode Zivilgesellschaft“ – so ihr Statement beim Pressegespräch in der ausverkauften Allianz-Arena.
Frankfurt am Main. Die Luftgitarre war dieses Jahr der Umsatz-Hit auf Frankfurts Musikmesse. In Zeiten der Finanzkrise suchten offenbar auch Musiker nach preiswerten Alternativen zu teuren konventionellen Instrumenten, so das Resüme der Veranstalter. Auf Platz zwei der Rangliste rangiert deshalb wenig überraschend Guitar-Hero-Zubehör. Guitar-Hero sei so etwas wie ein Breitensport für potentielle Musiker geworden. Auch der Musikschul-Verband und elf Musik-Hochschulen böten mittlerweile Guitar-Hero-Unterricht an. Bayerns Kultusminister Spänle denkt inzwischen laut über den Ersatz des Schul-Musikunterrichtes durch Guitar-Hero nach – obwohl er, aus Etatgründen – immer noch das Fach Luftgitarre präferiert.
Köln: Schock für RTL: Im Rahmen seiner Säuberungs- und Aufklärungs-Kampagne hat Amerikas Präsident Barack Obama geoutet, beim DSDS-Juror Dieter Bohlen handle es sich um einen hochkomplexen CIA-Entertainment-Roboter, der im Auftrag von George Bush Eigenprofilierungs-Versuche der deutschen Kulturszene verhindern und den „American way of Life“ als Leitkultur implantieren sollte. Obamas Hinweis, es handle sich um keinen Einzelfall, hat hektische Betriebsamkeit in allen medialen Programm-Schaltzentralen ausgelöst. So gilt der Hörfunkdirektor des Hessischen Rundfunks Heinz Sommer seit Bekanntwerden der Meldung als verschollen… (ersatzweise: Focus-Chef Helmuth Marquart… oder Baden-Baden-Boss Möhlich-Zebhauser… oder Katharina Wagner…)
Obersalzberg: Mit einem Volksbegehren will Bayerns Musikratspräsident Thomas Goppel die Überfremdung einheimischer Volkskultur beenden. Demnach sollen fremdsprachige oder gar hochdeutsche Computerspiele in Bayern unter Androhung von neukonzipierten Zuchthausstrafen verboten werden. Ein von Goppel handverlesenes Team oberbayerischer Computer-Freaks arbeitet bereits an einer Bajuwarisierung von „World of Warcaft“. Musikalisch aufgepeppt mit Zithermusik und Jodler-Klängen erscheint das Ballerspiel demnächst unter dem Titel „Hauts de Saupreißen weg“ – finanziert durch Aufzehrung des Bayerischen Musikfonds.