Ich polierte gerade meinen Markenkern, da musste ich an Trüffelschweine denken. Hat ein Schwein Trüffeln gefunden, kommt der Bauer und verkantet einen Maiskolben im Schweinemaul, auf dass die edlen Gewächse nicht gefressen werden: Eine vollkommen frustrierte Sau ist die zwingende Folge.
Komponisten sind wie Trüffelschweine, dauernd auf der Suche nach einem eigenen, unverwechselbaren, originellen Original-Trüffel, den man, je nach Saison und Marktlage, dann getrost in Reihe schalten kann. Vorne will man sein, originell muss man sein: Das ist unser Trüffelmantra, unser romantisches Originalitätstrauma. (Letzteres führt garantiert irgendwann dazu, dass wir gummierte Schweineimitate aufblasen und darauf Musik machen.) Kaum denke ich bei mir: „Heute bin ich vorn!“ – und schaue auf Facebook, da war schon wieder einer schneller und alle Trüffeln futsch. Und wenn ich schon mal vorne bin, es naturgemäß niemand bemerkt, wie peinlich wäre das Beharren darauf – so wie einst Hauers Kloppe für Schönberg.
Lauthals „Erster!“ rufen oder – noch schlimmer – „Meins!“, das geht gar nicht. Das ist der Maiskolben im Maul des Komponisten. Ergo: Maiskolben weg und dann sorglos und kopfüber ab in den Matsch. Denn es ist der Sau doch auch schnurzquiekegal, ob der Trüffel vorne oder seitlich oder sonstwo vergraben ist, Hauptsache: Trüffel. Und so machen wir das ab jetzt auch. Wer den Trüffelblick hat, der gräbt seinen Turm erdwärts. Das Zeitalter des maiskolbenlosen Tartufismus wird kommen und es wird gut sein.