Wo Elefanten aus schwebenden Straßenbahnen fallen, da wundert man sich eigentlich über nichts. Der aktuelle Wuppertaler Opernintendant hat dennoch für Aufmerksamkeit gesorgt, indem er das feste Ensemble zugunsten einer für jede Produktion neu zu verpflichtenden „Tosca-Special-Force“ abgeschafft hat.
Ja, ein Stadttheaterbetrieb ist schwerfällig: Das ewige Zaubergeflöte, der lähmende Anblick des nach Wellness lechzenden Grauhaargeschwaders, das zeitweilige Genörgel des Orchestermusikers, der beim Spiel von neuerer Musik noch immer Weltraumherpes bekommt … In Wuppertal wird nun aber weder gespart noch flexibilisiert. Letzteres wäre notwendig, um aus einem Museum wieder ein Theater zu machen: Doch wenn der Putz bröckelt, muss nicht gleich die Abrissbirne her.
Das Theaterkollektiv Rimini-Protokoll hat eine mögliche Idee des Begriffs Stadttheater auf den Punkt gebracht: „Eigentlich müsste in einem richtigen Stadttheater, das sich beim Wort nimmt, doch die ganze Stadt Theater spielen!“ Und die Menschen der Stadt identifizieren sich eben nicht nur mit einem Theatergebäude, sondern mit den Menschen, die es beleben. Und die will man kennen, sie in immer anderen Rollen, Konstellationen sehen. Als Jugendlicher war ich zwei oder drei Mal die Woche dort und habe „meine“ Sänger im Wozzeck, im Musical, in einem Liederabend gesehen. So wurde es zu „meinem“ Theater. Diese Identifikationsmöglichkeit haben weder Intendant noch Kommunalpolitiker verstanden. Und wieder geht etwas über die Wupper, wofür man andernorts beneidet wird…