Mit Günter Wand ist vielleicht der letzte Vertreter einer Dirigentengeneration von uns gegangen, die ihre Wurzeln noch in der romantischen Musiktradition des 19. Jahrhunderts besaß. Es war eine große, maßstabsetzende Generation und die Veröffentlichungen von historischen Aufnahmen, sei es von Furtwängler, Toscanini, Walter, Klemperer, Busch, Kleiber, Schuricht, Barbirolli, Mrawinsky oder vieler anderer beschämt immer wieder ein Gutteil der Neuproduktionen: sowohl was die ausgefeilte Technik und Transparenz, vor allem aber was die Dringlichkeit der musikalischen Ansprache betrifft. Es waren fraglos charismatische Persönlichkeiten und hierin Vorentwürfe von Individualitäten, die heutige PR-Strukturen fast verzweifelt in dürrerem Umfeld wiederzubeleben suchen. Und dennoch herrschte bei ihnen ein Gleichgewicht zwischen Persönlichkeit und Verantwortung gegenüber der Musik. Sie vertraten ein Ethos des Dirigierens, das Auftrag geblieben ist, das aber gleichwohl umgeformt werden muss, weil die Zeiten andere geworden sind.
Mit Günter Wand ist vielleicht der letzte Vertreter einer Dirigentengeneration von uns gegangen, die ihre Wurzeln noch in der romantischen Musiktradition des 19. Jahrhunderts besaß. Es war eine große, maßstabsetzende Generation und die Veröffentlichungen von historischen Aufnahmen, sei es von Furtwängler, Toscanini, Walter, Klemperer, Busch, Kleiber, Schuricht, Barbirolli, Mrawinsky oder vieler anderer beschämt immer wieder ein Gutteil der Neuproduktionen: sowohl was die ausgefeilte Technik und Transparenz, vor allem aber was die Dringlichkeit der musikalischen Ansprache betrifft. Es waren fraglos charismatische Persönlichkeiten und hierin Vorentwürfe von Individualitäten, die heutige PR-Strukturen fast verzweifelt in dürrerem Umfeld wiederzubeleben suchen. Und dennoch herrschte bei ihnen ein Gleichgewicht zwischen Persönlichkeit und Verantwortung gegenüber der Musik. Sie vertraten ein Ethos des Dirigierens, das Auftrag geblieben ist, das aber gleichwohl umgeformt werden muss, weil die Zeiten andere geworden sind. Für diese Generation stand eines außer Frage: Ort des musikalischen Ereignisses war der Konzertraum, und mit ihm die Aura des klingenden Ereignisses. Später dann, ein Name wie Herbert von Karajan steht hierfür (was ist eigentlich mit dessen Nachwirkung?), wurde über die Reproduktionsmedien der Versuch unternommen, die Aura des musikalischen Erlebens künstlich auf das Medium der Schallplatte zu übertragen. Hierzu gehörte sowohl die umnebelnde Verherrlichung der stereo- oder quadrophonen akustischen Landschaften in unbestechlichen und die Realität überbietenden Hifi-Qualitäten als auch die Schamanisierung der Dirigentenpersönlichkeiten. Meist auf Kosten der Musik und von deren Botschaftscharakter. Die Magier des Klangs dienten und dienen vornehmlich ihrer eigenen Person und ihrer repräsentativen Aufmachung. Die Musik ähnelt oft den sterilisierten und homogenisierten, künstlich auf Haltbarkeit getrimmten Produkten im handlichen Tetrapack, dessen bunte Gestaltung mehr über den Inhalt verspricht, als dieser zu halten vermag.Erst in letzter Zeit scheint sich hier eine Wende zum Besseren anzukündigen. Die auratisierte CD und ihre künstlich gezüchtete Geheimnishaftigkeit (wenn es auch einige ernster zu nehmende Ansätze gab, denken wir an Glenn Gould oder auch an Programm-ähnliche Anlagen bei ECM) kommen im Ausverkauf der jüngsten Jahre reichlich ramponiert daher. Keiner glaubt mehr, was ohnehin in erster Linie als ästhetische Lüge angelegt war. Das aber ist nicht in erster Linie Verlust (allenfalls ein kurzfristiger bei den Verkaufszahlen), es ist Chance. Viele Dirigenten der jüngeren Generation trauen ohnehin nicht mehr ihrer zwanghaften Auratisierung, Fragen des persönlichen Geschmacks oder von persönlichen musikalischen Anliegen treten bei Produktionen mehr in den Vordergrund. Und zu dieser Entwicklung gehört zum Beispiel auch, dass sich ein überaus renommierter Dirigent wie Esa-Pekka Salonen gerade am Zenit seiner Dirigierlaufbahn mit großem Nachdruck dem Komponieren widmet, wie jetzt auf einer Sony-CD dokumentiert ist. Salonen erweist sich hierbei als Komponist, der nicht aus zweiter Hand Klangerfahrungen aus seinem nachschöpferischen Wirken zusammenträgt, sondern mit Schärfe und Elan auf den Zustand heutigen Komponierens individuell reagiert. Freilich war dieser Typus nie ganz ausgestorben, wenn man zum Beispiel an Boulez, Maderna, Zender oder auch Gielen denkt. Dennoch unterstreicht Salonens Gewichtsverlagerung (ob es wirklich eine ist, muss sich allerdings erst he-rausstellen), dass man abkehrt von Mechanismen personaler Interpretenverherrlichung hin auf musikalische Aussage, die für sich selbst spricht. Das ist ein gutes Zeichen.