Viele Musikerinnen und Musikern können aktuell nicht in gewohnter Weise auftreten. Vor Publikum, bei Veranstaltungen mit Eintritt für die sie einmal engagiert wurden. Macht ja nix. Man kann ja auch aus den Wohnzimmern streamen, was das Equipment so hergibt. So als Dank vielleicht? Für was denn? Für wen denn?
Es scheint geradezu kontraproduktiv, was da an Musik auf die Welt losgelassen wird, nimmt man einmal ganz speziell für diesen Zweck gemachte digitale Kunst aus. Staatliche Theater spielen sich damit in die Existenz-Präsenz, ohnehin hochdotierte Künstler wie Geiger Daniel Hope und Pianist Igor Levit ebenfalls. Sie räumen das Feld ab, bevor sich diejenigen überhaupt präsentieren können, die davon leben müssten. Das Signal dabei: Im Netz ist eben alles umsonst. Und das Netzpublikum kennt es ja auch nicht anders und wie man sieht und hört ist ohnehin jeder eine Künstlerin oder ein Künstler. Außer jetzt bei den Giganten des kommerziellen Musikstreamings wie Spotify, YouTube und Co – den Profiteuren der Krise.
Igor Levit hat es damit zu Starruhm gebracht und durfte sogar vom Amtssitz des Deutschen Bundespräsidenten die Tasten drücken und wird durch die Fernsehsendungen und Medien gereicht wie geschnitten Brot – aus dem Beethovenjahr ist unversehens ein Levit-Jahr geworden; jedenfalls in Deutschland. Vor diesem Hintergrund wirken dann berechtigte Versuche, staatliche Soforthilfen für Kunstschaffende zu fordern, ein bisschen widersinnig. Einmal umsonst, immer umsonst! So will es das Gesetz. Leider wird auf diese Weise Hanns Eislers Abwandlung einer alten chinesischen Weisheit bestätigt: „Daß das Volk Musik betreibt, hat vier Nachteile: die Hungrigen werden nicht gesättigt, die Frierenden werden nicht gewärmt, die Obdachlosen haben keine Wohnung – und die Verzweifelten werden getröstet.“ Und die Musizierenden können davon immer noch nicht leben.