Meine letzte musikalische Verwirrung war eigentlich keine. Ordentlich angelötet vom örtlichen Maibaumfest nach Hause wankend (#summerof93, #bierzeltbombe) und am Maßkrug festklammernd (#affenliebe), schrammte ich daheim angekommen den elend langen Flur entlang (#blutamrauputz, #restblutimalkohol), trat statt der eigenen Zimmertür die des elterlichen Schlafzimmers auf (#willmannichtgesehenhaben) und schmetterte ein beherztes „Sierra Madre“ (#mussmansichmaltrauen), bevor mich ein versehentlicher, weil im Dunkeln gesetzter familiärer Fausthieb (#nasenbluten) ruhigstellte (#gewaltistkeinlösungsolangemannurdrüberspricht).
Im Sinne einer musikhistorischen Familien-Anamnese hätte zwar ein bräsiges „La Montanara“ vom Trientiner Bergsteigerchor sicher eher ein Einstimmen denn ein Einschwingen zur Folge gehabt, aber „wäre wäre Fahrradkette“. Tatsache bleibt: Eine Verwechslung lag vor. Und nun der verblüffende Link. Die Popgeschichte ist voll von Verwirrungen und Verwechslungsgefahren. Erst kürzlich erging es dem Engländer Duncan Robb so.
Jener entdeckte nach Jahren der Ruppigkeit kurz vor Weihnachten seine romantische Seele. Und weil die Herzdame wohl einiges aushalten musste, zog sich Duncan die großen Spendierhosen an. Umgerechnet 33 Euro ließ er sich die Tickets für das Konzert der „Red Hot Chili Peppers“ im nordirischen Belfast kosten. Und weil es so gnadenlos günstig war, gab es einen Flug nach Belfast obendrauf. Wenn Ihnen das jetzt komisch vorkommt (für 33 Euro dürfen Sie üblicherweise zwei Sekunden an den Sauerstoffmasken der Red Hot Chili Peppers schnüffeln), liegen Sie richtig. Freilich könnte einfach ein latentes LRS-Problem vorliegen. Oder eine erste PISA-Auswirkung nach dem Brexit. Die Wahrheit kennt jedoch keine Scham: Die Robbs verbuchselten ein paar Wechselstaben. Als sich die beiden über das bevorstehende Konzert informieren wollten, fanden sie: nichts. Weil ein Konzert der Red Hot Chili Peppers in Belfast schlicht nicht existierte. Dafür ein Konzert der „Red Hot Chilli Pipers“. Eine schottische Dudelsack-Kapelle, die Coverversionen berühmter Songs aus dem Blasebalg quietscht. Aber gut, Sellerie. Oder c’est la vie. Leider sind wir alle nicht vor diesem medizinischen Problem (Irratismus) sicher. Ganz Deutschland litt vor vielen Jahren unter einem verhängnisvollen Verwechsler.
Denn statt Iggy Pop wurde „Siggy Pop“ (aka Sigmar Gabriel) erster deutscher Popminister. Und vielleicht wäre es fruchtbarer gewesen, Patrick statt Christian Lindner für die FDP in die Jamaika-Verhandlungen zu schicken („I frei mi narrisch, dass ma da san und ned woanders“), weil schunkeln irgendwie besser zu Jamaika passt als schummeln. Bedenkenlos können Sie allerdings ein Lena-Konzert statt eines Nena-Konzert besuchen. Oder umgekehrt. Die Nebenwirkungen und Langzeitfolgen halten sich die Waage. Übrigens: U2 wollten sich nach der zuletzt eher schlechten Publicity (#taxfreemusic) in #metoo umtaufen. Nun. Irren ist musikalisch.