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Absturzgefahr. Foto: Hufner
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Unterrichten in Zeiten von Corona (6)

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Absolute Beginners 2020/12
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An dieser Stelle wäre es angebracht, den unbesungenen Helden der Coronakrise zu danken. Denn überall gibt es wackere und tapfere Menschen, die den Unwägbarkeiten dieser verrückten Zeit trotzen, um so etwas wie Ordnung und Verlässlichkeit der Lehre zu gewährleisten.

Einer dieser Helden ist unser Vizepräsident, Klaus Mohr, der in aufopferungsvoller Weise jeden einzelnen Raum der Münchener Musikhochschule vermessen hat, um dann anhand einer komplizierten Formel – den strengen Vorgaben des Bayerischen Ministeriums Folge leistend – eine exakte Personenzahl zu berechnen, die in dem jeweiligen Raum zugelassen ist. Diese Formel berücksichtigt auch die jeweilige Durchlüftung, die Anzahl der zu öffnenden Fenster sowie die zur Verfügung stehenden Sitzgelegenheiten und einen Mindestabstand von zwei Metern. Daraus resultierte ein sechsseitiges Dokument, in dem sorgsam alle Unterrichtsräume der Arcisstraße, der Luisenstraße und des Gasteigs eingetragen sind – so weiß ich nun, dass in meinem großen Unterrichtsraum sieben Personen zugelassen sind, aber in den jeweiligen Nachbarräumen nur drei beziehungsweise drei. Im Idealfall müsste man dieses Dokument stets bei sich tragen, um jeweils zu überprüfen, ob man sich in einem Raum jetzt gerade aufhalten kann oder ihn möglichst verlassen muss, weil gerade jemand hineingekommen ist, der „zu viel“ ist.

Mein Problem ist nun, dass ich 11 Studenten habe, mit mir zusammen wären das 12 für ein Seminar – auch zu viel! Seminare muss ich also online machen, dann fahre ich in die Hochschule, um Einzelunterricht exakt denjenigen zu geben, die ich gerade online gesehen habe, natürlich durchgehend mit Maske.

Aber in Deutschland geht es uns – was immer wieder gerne vergessen wird – noch relativ gut. Eine Freundin von mir studiert in Mailand, inzwischen rote und höchste Sicherheitszone in Italien. Hier gestaltet sich der Unterricht inzwischen wie der Besuch in einem geheimen Virenlabor des russischen Geheimdienstes in Novosibirsk. An der Pforte muss man stets seine Adresse angeben und sich dann sofort nach Betreten der Hochschule umziehen, hierzu benutzt man Kleider, die nur in der Hochschule aufbewahrt werden, um jegliche Kontamination zu vermeiden. In dieser Schutzkleidung findet auch der Unterricht statt, wobei die Lehrerin an einem Ende des Raumes, die Schülerin am anderen Ende sitzt, Maximalabstand ist Pflicht! Nach dem Spielen muss man die Instrumente selbst desinfizieren, und wehe wer es wagt, eigenes Essen zum Verzehr mitzunehmen, das gilt als schweres Vergehen. Das Problem ist: die Hochschulkantine ist natürlich dauerhaft geschlossen, das wäre auch viel zu gefährlich!

Nichtsdestotrotz ist heutzutage auch vieles möglich, das sonst nicht möglich ist. So wird unsere berühmt-berüchtigte Hochschule in München gerade für einen aufwändigen Historienfilm wieder in den „Führerbau“ zurückverwandelt, Teile des Gebäudes sind dann gesperrt und es hängen Hakenkreuzflaggen an den Fenstern. Schauspieler spielen das Münchener Abkommen nach, während der Unterricht „in bestimmten Räumen weiterhin möglich ist“, wie wir erfuhren. Wie das wohl die benachbarte israelische Botschaft findet?

Es soll ehemalige Kompositionsprofessoren der Hochschule geben, die diese Rückverwandlung wunderbar finden dürften (wie man gerade in der FAS lesen konnte). Und immerhin war es ja schon einmal einer ominösen „Leni-Riefenstahl-Gesellschaft“ gelungen, die Musikhochschule an Hitlers Geburtstag zu okkupieren, ohne dass jemandem da etwas auffiel. Aber das ist schon lange her.
Dass all dies an den Student*innen nicht spurlos vorbeigeht, beweist ein neuer anonymer Instagram-Kanal mit dem Titel hmtm.memes. Themen sind die Hochschulkantine und die jüngere wie ältere Hochschulvergangenheit. Auf einem Bild ist zu lesen „Dolphins are returning to Italy. Meanwhile at the HMTM:“, darunter ein Bild eines triumphierend zurückkehrenden Siegfried Mauser.

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