Zu H.G. Bastian und E. Altenmüller, nmz 4/01, S. 1 und S. 8
Zu H.G. Bastian und E. Altenmüller, nmz 4/01, S. 1 und S. 8Nun hielt es also auch Hans Günther Bastian für notwendig, darauf hinzuweisen, dass seine Studie nie belegt hätte, dass Musik intelligent mache. Man mag diese Sekundär-Rechtfertigungen des Musikmachens ja schon lange nicht mehr hören. Denn dass Musik schlau mache, dass sie die „soziale Kompetenz“ fördere, dass sie eine „lohnende Investition in die ‚human resources‘ unserer Gesellschaft“ sei, dass sie „innovative Schlüsselqualifikationen“ vermittle – dergleichen unübersetzbare Sprechblasen erwecken den Eindruck, dass Musik etwas so Unanständiges sei, dass man es rechtfertigen müsste, anstatt dass diejenigen sich rechtfertigten, die Musikmachen nicht für eine Selbstverständlichkeit halten.„Warum“, fragt Eckart Altenmüller in seinem Artikel, „muss denn Musik mit einem Transfer auf andere Fächer begründet werden?“ Recht hat er, nur tapst er leider in die eigene Falle, indem er es dann doch versucht und obendrein die Unentbehrlichkeit der Musik ausgerechnet mit drei Beispielen belegen will, in denen Musik nur eine dekorative Randerscheinung ist, nämlich bei der Weihnachtsfeier, beim Schützenfest und auf der EXPO. Da muss er wohl übersehen haben, dass auch sehr gebildete Menschen – und sogar Musiker – die Musik, die auf Schützenfesten erklingt, für entbehrlich halten. Musikmachen zu begründen, muss scheitern, denn niemand wird beweisen können, dass Musik unentbehrlich sei. Darum muss zu ihrer Rechtfertigung eines genügen:
Wir wollen Musik. Damit müssen wir auch die Musikerziehung wollen, in den Schulen, den Musikschulen oder anderswo, denn sonst drohte uns ein verheerender Kulturbruch. Und wir wollten die Musik auch, wenn sie keinen Deut klüger machte, denn sie trägt ihren Wert in sich.