Es gibt Sachen, die sind einfach so. Beispielsweise, dass man Musik studiert haben muss, wenn man gewisse Erfolge feiern möchte. Nehmen wir internationale klassische Wettbewerbe: Gut – um dort zu triumphieren, muss man nicht zwingend Musik studiert haben, aber man sollte zumindest dabei sein, Musik zu studieren. Als Minimum kann vielleicht noch ein abgeschlossenes Jungstudium akzeptiert werden, oder – heute sind wir gnädig – ein angefangenes.

Mathis Ubben. Foto: Nerea Lakuntza
Verbürgen
Fest steht: Kann man anstelle einer glanz-vollen Vita mit namhaften Lehrenden nur ein Ingenieursstudium vorweisen, ist ein Scheitern verbürgt, oder?
Nein – zeigt Hayato Sumino. Der bekommt dieses Jahr den Leonard Bernstein Award, hat zuvor schon den dritten Preis beim Klavierwettbewerb in Lyon und das Halbfinale beim 18. Chopin-Klavierwettbewerb erreicht und hat nie offiziell Klavier studiert.
Auch wenn man vielleicht noch nichts von ihm gehört hat, darf oder sollte man ihm dankbar sein. Weil seine Biographie zeigt, dass auch in der Klassikwelt die vermeintlich strikten Vorgaben oder Normen und ganz eigenen Gesetze eben nicht verbürgt sind – und das macht doch Laune zu Träumen …
Von einer Musikwelt ohne Machtmissbrauch, in der Musikerinnen und Musiker für sich, aber auch für die Kunst im Allgemeinen und füreinander einstehen. Von einem Kultursektor in dem alle gesehen und gehört werden.
Träumen ist schön und doch haben wir noch besseres: Eine Wahl steht an.
Die Umfrageergebnisse legen aber nahe, dass auch in der Musikbranche einige sitzen müssen, die sich anscheinend eine andere, letztlich ärmere Musikwelt wünschen. Das Beispiel Sumino zeigt: Nichts kann als verbürgt betrachtet werden. Und wenn das vermeintlich Unmögliche möglich ist, kann auch das Unvorstellbare Realität werden.
Die Wahl zu haben, ist ein Privileg. Davon Gebrauch zu machen, ist bürgerliche Pflicht. Verbürgern wir es nicht!
- Share by mail
Share on