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Vita brevis

Untertitel
Cluster 2015/04 - Gordon Kampe
Publikationsdatum
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Mein Rostocker Partiturspiellehrer hieß Burkhard Meier. Er hatte einst bei Günter Kochan studiert, einem Meisterschüler Hanns Eislers, der ja bekanntlich bei Arnold Schönberg studierte. Drückt man ein Auge zu, war Schönberg so etwas wie ein Schüler Alexander Zemlinskys, dieser von Robert Fuchs und Fuchs von Anton Bruckner, Bruckner von Simon Sechter und Sechter von Antonio Salieri! Ich bin also Ur-hoch-x-Enkel-Schüler von Antonio Salieri, was sowohl meinen Drang zur Oper als auch die Giftvorräte im Keller erklärt. Ha, welch ein Augenblick!

Heute ist wieder Eigennasenanfass­tag. Vita brevis! Bitteschön. Das ist nur eine Marginalie, aber wenn die Künstlerbio-Genealogien manchmal länger sind als die Einleitung zum Matthäus-Evangelium, dann überfällt mich noch im Konzert ein ausgiebiger Sekundenschlaf. Und dieses Meister-Schüler-Ding, das ist doch eher was für Jedi-Ritter – oder? Also: Wir haben nur 300 Zeichen, sagen wir doch was Nettes oder was Interessantes, etwas, das man nicht mit dem iPhone schnell noch googeln kann. Was ist denn mit Hobbys, welchen GEMA-Status hast du? So etwas in der Richtung. Insbesondere auf Formulierungen wie „entscheidende Anregungen erhielt ich von ...“ wird zukünftig verzichtet. Ich hab’ Sciarrino oder Lachenmann auch mal beim Unterrichten zugeguckt und so weiter. Also, machen wir was aus unserer Vita! Natürlich bin auch ich schuldig. Ich gelobe Besserung: „Kampe ist Musiker und sein Tarte tatin ist legendär.“ Mal sehen, ob das durchkommt.

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