Das Popkarussell dreht sich verdammt schnell. Die Gegenwart ist passé, es geht sofort in die Vergangenheit, die blöderweise Zukunft heißt. Schon die zweiten Auflagen der Castingshows „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) oder „Popstars“ beginnen in der Zukunft. Bands wie Preluders oder Overground müssen nach einem halben Jahr kaum nachvollziehbaren Daseins im Rahmenprogramm diverser Go-Kart-Clubs um den „Wanne-Eickel“-Cup auftreten, um im Geschäft zu bleiben. Ein Szenario, das Jürgen Drews immerhin erst nach drei Jahren Karriere kennenlernte. Von den Nachfolgern der finanziell vergewaltigten „No Angels“, „Bro’Sis“, hört man berechtigterweise gar nichts mehr. Andere wie Juliette Schoppmann oder Vanessa S. von DSDS Teil 1, bringen zwar Alben auf den Markt, aber ohne tiefes Dekolleté geht es eben überhaupt nicht.
Alex K., der erste „Deutschland sucht den Superstar“-Sieger, wird demnächst im Schmalz seiner einstudierten Pathosgesten ersaufen oder sich selbst erwürgen. Und mit Daniel Küblböck, dem modernen Kaspar Hauser, hat man ein Schlagzeilenmonster aus Niederbayern auf die Öffentlichkeit gejagt, das quer durch alle Medien und ohne Führerschein – wer sollte ihm den schon geben? – durch Niederbayern gurkt. „Ja mei,“ wird Küblböck mit seiner Leierkastenleiste sagen, „ich bin halt voll nach rechts abgebogen und hab mir gedacht, gell, da kommt bestimmt noch der Alex, der seine Arme nach vorn schmeißt und den Lastwagen anhält“. Resultat: Künstliches Koma. Welch Ironie.
Schuld sind wir und die. Wir, weil wir Küblböck & Konsorten zuhören, die Popmanager, weil sie vor lauter TV-Konzepten seit Jahren im nachhaltigen Künstleraufbau versagen. Jedes Jahr rationalisiert ein Küblböck eine weitere Abteilung in den Klagemauern der Plattenfirmen, die aber dann schwarze Zahlen schreiben.
Was aber bedeutet das für die aktuelle Staffel von DSDS, also für die Vergangenheit der beiden Finalistinnen Denise und Elli?
Zunächst einmal, dass es keinen Plattenvertrag gibt. Nach dem Finale werden beide in die örtliche Müllentsorgungsanlage gefahren, um die Show „Ich werde ein Star – entsorgt mich sofort“ zu eröffnen. Anschließend wartet eine Tour als grüne Punkte (vielleicht kann Bundespräsident Rau noch seinen Handsegen für die Jugend geben) durch die nationalen Kläranlagen, denn Bohlen-Songs finden beide sowieso bekackt. Die Tour endet in Eggenfelden mit einem sozialen Jahr an Küblböcks Krankenbett (Standort unerheblich) und die Gurkenfracht, die er per Unfall kompottiert hat, wird von Elli und Denise in der Sendung „Deutschland sucht den Superkoch“ in täglich wechselnden Gerichten aufgekocht.
Dabei werden beide mit Dioden verkabelt, die ihnen beim kleinsten Gedanken an Dieter Bohlen einen 1.000 Volt Stromstoß verpassen.
Und wenn das den Traum Popstar zu werden immer noch nicht zerstört, ist die bittere Pille unumgänglich: Eine Injektion Jürgen Drews, ein Flug nach Malle und ein Auftritt im „Oberbayern“. Sicher schmerzhaft, aber lehrreich. Auch Elli und Denise werden einsehen: Ein Popstar reicht.