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Vor dem Lauschen steht Kreativität

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Schulung des Bewusstseins um den Wert geistigen Eigentums
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Hammer – Amboss – Steigbügel, der kleine „Hammering Man“ sitzt in unserem Ohr und treibt die Schallwellen voran. Musik ist allüberall: Der besternte Gastronom wählt die musikalische Würze zum Fünf-Gänge Menü, auf dem Fahrrad-Ergometer strampelt auch das Ohr noch mit und selbst manch stilles Örtchen wird malerisch vom Soundteppich umspült.

Daniel wird vom Publikum geliebt, schließlich geht es ja auch eher um die Show bei „Deutschland sucht den Superstar“. „DSDS“ erzielt bundesweit 12,93 Millionen Zuschauer, RTL ist Quotenkönig mit 40,3 Prozent. Wie in der Kunst lässt sich auch hier über das Gebotene rein geschmacklich streiten – die Kuh im Stall gibt allerdings mehr Milch, wenn Mozart erklingt.

Vor dem großen Lauschen steht aber erst einmal das, was man früher gerne Schöpfung nannte. Heute schöpft man eher Papier, seit langem ist man lieber „kreativ“. Das Wort „Kreativität“ wird inflationär verwendet – Stellenausschreibungen suchen den kreativen Kopf, wenn nicht gleich die ganze Persönlichkeit. Kreativität wird geschult, Techniken und Seminarangebote in Hülle und Fülle, die Gehirne dürfen in fast jedem Workshop im Brainstorming galoppieren.

Das Wort „Kreativität” wird überstrapaziert, gerne genutzt für alles, was oft nur noch Konsum meint. Dabei verfügt jeder Mensch über kreatives Potential, jeder hat die Möglichkeit, schöpferisch, gestalterisch tätig zu sein, ohne dass dann das Resultat gleich „Kunst“ ist. Kunst und Kreativität äußern sich in Malerei, Plastik, Musik, darstellendem Spiel und Tanz, im Dichten, aber auch im originellen Gestalten von Design, Umwelt und Kommunikation.

Der Wortursprung für Kreativität liegt im lateinischen „creare“, was „zeugen, gebären, (er-)schaffen“ bedeutet. Kreativität ist ein dynamischer Prozess, besitzt Ursprung und Ziel. Der Kreative ist Schöpfer und reich an vielem: Einfällen, Ideen, Geist. Das Wortfeld von „kreativ“ bietet noch künstlerisch, originell, phantasievoll, produktiv und genial an.

Über Kreativität verfügt nicht nur der Künstler, Erfinder und Wissenschaftler. Das Potenzial, kreativ zu sein, schlummert in jedem Menschen. Um die individuelle Kreativität eines jeden zu entfalten und nutzbar zu machen, bedarf es jedoch Anregungen und Angebote – möglichst vielseitig natürlich, und Neugierde soll auch dabei sein. „Kreativitätsförderung“ nennen dann das die Bildungspädagogen, das klingt angestrengt, meint aber nur, dass Bildung Kreativität braucht: In Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen darf Kreativität nicht unterdrückt werden, sondern sie muss in allen Schulbereichen und in allen Fächern gefördert werden.

Musik macht Freude und Musik machen fördert den Gemeinschaftssinn. Schon vor unserem schiefen Ergebnis zu PISA fand das bmb+f heraus, dass Schüler mit musisch-kreativem Schwerpunkt in der Regel weniger Probleme haben: weder mit der Sprache, noch mit Energie und Ausdauer, Konzentration, Originalität, Toleranz und – mit der Ablehnung von Gewalt. „Beats statt Schläge“ – wirbt die Jeunesses Musicales.

Kreativität ist der Kern künstlerischer Tätigkeit. Durch die Verwertung ihrer kreativen Leistung können Künstlerinnen und Künstler ihren Lebensunterhalt bestreiten. Mit dem Internet stehen jetzt künstlerische Leistungen World Wide im Web. Gleichzeitig schwindet World Wide das Bewusstsein für den kulturellen und wirtschaftlichen Wert künstlerischer Leistungen. Der Wert der Kreativität ist in Gefahr.

Der Schutz der Autoren und ihrer Kreationen muss eine der vornehmsten Aufgaben der Menschheit bleiben, ungeachtet aller technischen und gesellschaftlichen Wandlungen. Künstlerische Kreativität muss als ein weltweit gültiger kultureller Faktor verstanden werden. Wo kulturelle Vielfalt gelebt werden kann und gelebt wird, ist der Gedanke der Freiheit anwesend. Wo diese Freiheit fehlt, verkümmern die Ausdrucksmöglichkeiten.

Es gilt also das Bewusstsein zu schärfen, dass Kreativität an keinem Ort und zu keiner Zeit zum Nulltarif zu haben ist. So trägt die deutsche Autorengesellschaft GEMA seit 100 Jahren Sorge dafür, dass die Leistung von musikalisch Kreativen angemessen entlohnt wird. Sie ist eine der bedeutendsten Verwertungsgesellschaften der Welt. In ihr haben sich 60.000 Komponisten, Textdichter und Musikverleger zusammengeschlossen. In Deutschland vertritt sie über eine Million Rechteinhaber.

Die GEMA hat in ihrer 100-jährigen Geschichte bewiesen, dass Kreativität und die Entlohnung der Kreativen untrennbar miteinander verbunden sind. Nur wenn Künstlerinnen und Künstler von ihrem Schaffen auch leben können, entsteht neue Kunst.
Bewusstseinsbildung ist auf der Agenda, die Schulung des Bewusstseins um den Wert geistigen Eigentums gehört bereits in die Schule. „Kreativitätsförderung“ muss auch den Wert der Kreativität vermitteln.

Vor dem großen Lauschen steht die künstlerische Kreativität und ohne Vergütung bleibt für Hammer, Ambos und Steigbügel nur das Rauschen. Der kleine Mann in unserem Ohr wird diese Wahrheit noch eine Weile verkünden müssen – tapferer „Hammering Man“.

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