Unfassbar, was den Reiseveranstaltern so einfällt. Aber nach zwanzig Jahren Wiedervereinigung scheinen die „All Inclusive Buffets“ dieser Welt ratzekahl leer geaast zu sein. Neue Angebote müssen her. Ohne Tabus. Das darf dann schon mal ein Paniktörn auf Prozac sein. Heißt: Sie blättern ein paar chillige Tausis hin und dürfen mit dem Schiffchen „Rock-Liner“ raketenmäßige wie „geilomatige“ Seetage im Mittelmeer mit Udo Lindenberg und musikalischen Freunden (Nina Hagen, Jan Delay, Ich & Ich) erleben. Hammermäßige Konzertchen inkludiert. Zwei Wochen turbo-easy Johnnie Walker mit Udo schlürfen. Im VIP-Paket enthalten: „safer sniffen“ (kein gemeinsamer Gebrauch von Schnüffel-Utensilien, weil Infektionsgefahr und „safer sex“ zielgruppenmäßig ausfällt), mit Lindi über die Reling reiern oder Walter Mixa als Türsteher mit Schlagring. Am 5. Mai war Premiere.
Die Hauptzielgruppe scheint jedoch zu bleiben: Haftcreme-User und Heizdeckenkäufer. Als Neulinge wurden Desorientierte enttarnt, die neben Lindenberg sicher auch Annett Louisan hören. Bleibt zu hoffen, dass kein griechischer Kapitän mit Alkoholproblem überm Ruder lehnt.
Wobei das im Untergangsfall eine relativ unaffektierte Rentnerentsorgung wäre. Da wird wiederum Roland Koch hellhörig, der ein massives Einsparungspotential erkennt: 2.000 Renten weniger zu zahlen. Wenn der Dampfer sinkt. Da kann man doch behilflich sein. Tuschelt zumindest sein Stab. Man dürfe nur nicht zu plump vorgehen. Weitere Unglücke müssen getarnt werden. Als Terroranschlag (dann könnte sich endlich Thomas de Maizière profilieren und Schäubles wöchentliche Terrorstufenpredigt reaktivieren), als Naturkatastrophe (Stichwort: Riesenwelle, mit Knast-Cam Analyse von Kachelmann), als technischer Defekt (die Apple-Boardsoftware setzt das Schiff auf ein Riff, weil Steve Jobs darauf besteht, das Programm beim Apple Reseller vor Ort upzudaten) oder als menschlicher Fehler (siehe griechischer Kapitän).
Auch Themenparks könnten dezidiert kreiert werden. Es muss nicht nur die Rentner treffen. Vorstellbar sind Abi-Reisen (künftige Parasiten frühzeitig aussortieren), Priesterseminare oder Studentenproteste. Weg mit dem undankbaren Haufen. Denkbar ferner: Entführungen nach somalischem Vorbild. Fraglich: Wen erpressen (wer zahlt schon für Udo, Nina oder Studenten) und wo die wertlosen Geiseln zwischenlagern (Vorschlag: Hallig Norderoog)? Abgesehen davon hat die Kreuzfahrt-Idee Potential. Bevölkerungsentsorgung als Entertainment. Ganz nach dem Geschmack von Hard-Liner Koch. Das läppert sich, bis es jemand merkt. Netter Nebeneffekt: Nicht abtreten wollende Künstler könnten sich den Heldentod verdienen. Vorstellbare Gäste: die Puhdys, die Scorpions (dann schnellerer Abgang) oder die Flippers. Nur Udo müsste als deutscher Jack Sparrow alle überleben. Begleitet vom Panik-Orchester, das bis zum letzten Tropfen Whisky spielt. Oder Salzwasser. Alles klar auf der Andrea Doria?