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Sven Ferchow. Selfie

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Wie der ESC den Klimawandel beeinflussen könnte

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Ferchows Fenstersturz 2023/07
Vorspann / Teaser

Lieber ESC, ich bin für Offenheit. Ich habe keine Sekunde der Liveübertragung gesehen. Warum auch? Ändert sich eh nix. Da gönne ich mir lieber eine Fitnesseinheit mit Pamela Reif auf Instagram und zweifle dabei weniger an meiner Unbeweglichkeit als an der Tatsache, dass Pamela Reif tatsächlich ein Abitur mit 1,0 hingelegt haben soll. Außerhalb Bayerns freilich. Oder. Ich überlege angestrengt, ob es Sinn macht, noch einmal alle Heizkörper mit der Heizkörperbürste durchzuschrubben, wenn sie sowieso in spätestens 20 Jahren raus müssen. Wollte sagen: Den ESC kann man auch in der Mediathek abbüßen, allerdings im Schnelldurchlauf.

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In der Tat schafft es keiner der 26 Songs bei mir, nach fünf Sekunden selbst ansatzweise neuronale Vernetzungen mit Musik (oder Kunst) herzustellen. Karges Konserven-Geschepper, Kostüme und Klamotten, die man sich eher in Mehrzweckhallen zur Dekoration selbiger in der närrischen Zeit vorstellen könnte. Und jedes Jahr überdrehtere Darbietende. Jetzt mal Butter bei die Fische. Testet die irgendwer vor dem Auftritt auf den (teils eventuell ärztlich unverzichtbaren) Einsatz von Betäubungsmitteln, Stimulanzien oder chemischen Weichmachern? Denn nur mit Alkohol scheint der Zustand einiger Auftretender kaum erfüllbar: Weit aufgerissene Augen, bizarre Bewegungen mit desorientierten Gliedmaßen, die gleichsam wegwollen vom Körper, dann aber doch verharren, obwohl zumindest die Hände versucht sein sollten, dem eigenen Körper eine zu scheuern. Man spricht gerne von der „ESC-Freakshow“, zu befürchten ist allerdings, dass dies für viele das echte Leben ist. Ohne nostalgisch rumzuheulen. Was ist bitte aus all den Johnny Logans und Katja Ebsteins geworden, die man früher, beim „Grand Prix Eurovision de la Chanson européenne“, auf die Bühne schubste? Denen wurden noch höchstpersönlich vom Programmchef direkt vorm Auftritt ein gepflegter Scheitel gezogen, mit zwei Bügeleisen die Haare glatt gemangelt und kurz angeföhnt. Dann hieß es: Sing, Goldkehlchen! Musste reichen. Bevor Sie nun glauben, meine diplomatische Erregung gipfelte alsbald in der alternativlosen Forderung, den ESC abzuschaffen, womit Sie richtig liegen, möchte ich zuvor noch auf das schier unfassbare Einsparungspotential bei einem Teilnahmeverzicht hinweisen. Schlappe 500.000 Euro Mitmachgebühr zahlte der NDR 2023, respektive der Rundfunkgebührenzahler und die Rundfunkgebührenzahlerin, für den ESC. Schnäppchen quasi. Aber immerhin könnte man für die Jahresgebühr fünf bis sieben deutschen Hausbesitzern den Um- und Einbau einer Wärmepumpe finanzieren. Rechnen Sie das doch bitte auf alle ESC Teilnehmerländer hoch! Keiner müsste sich mehr festkleben. Und, netter Nebeneffekt: Es entstünden längst fällige Synergien zwischen Pop, Kultur und Politik. Gewiss, Patrick Graichen gehört noch ordentlich (Zwinkersmiley) in die NDR/ESC-Jury gewählt. Und schon ist zusammen, was zusammengehört: Luft- und Wärmepumpen.

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