Der ganzheitliche Musikstream, wer hat ihn erfunden? So etwas kann nur ein Label schaffen, dem die Klangpuste offenbar augegangen ist. Die „Deutsche Grammophon“ ist es, und sie launcht ihre „STAGE+“. Dr. Clemens Trautmann, President Deutsche Grammophon: „Wir wollen den Zugang zur klassischen Musik ganz neu gestalten. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler zeigen sich bereits begeistert von STAGE+, denn hier lässt sich ihre Arbeit ganzheitlich an einem virtuellen Ort dokumentieren – ganz gleich, ob es sich um einen Live-Auftritt, eine Album-Einspielung, ein Musikvideo, ein Interview oder Backstage-Material handelt. (…) STAGE+ ist das jüngste Beispiel für das kreative und innovative Denken, das das Label seit seiner Gründung auszeichnet.“
Nein – oh, doch! Aber um Himmelswillen, was bedeutet das „+“? Plus was? Beethovens Geigenkonzert jetzt für zwei Geigen, gespielt von Anne und Sophie Mutter? Slogan: „Musik aufs Auge. Maggi fürs Ohr.“ Sorry, falsch memoriert: „Musik fürs Auge. Magie fürs Ohr.“
Wahrscheinlich schrauben die Innovator*innen bereits an der nächsten Revolution: Es geht dabei um farbige Bewegtbilder in HD+-Qualität, die mittels Antenne, Kabel, Satellit und Internet auf mehr oder minder flache Bildschirme mit Stereoton in Wohnungen übertragen wird. Sie nennen es „Fernsehen2“ und den Sender „Yellow Classic Shopping Lounge“. Die Übertragungen erfolgen direkt vom Kreuzfahrtanker der „Universal Deutschen Schellleckomiosalabimbam“, wo man die klassische Musik samt ihrer Musiker*innen vor dem Ersaufen in der Klimakatastrophe zu sichern sich erhofft. Das Albtraumschiff mit dem Namen „Noah‘s Glutamatitanic“ ist bereits auf hoher See. Kollisionen mit Eisbergen sind nicht mehr zu erwarten.