Wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt der Killer Mike daher. Was jetzt klingt, als würde ein Kleinganove die Spielhallenreviere rund um Oldenburg neu sortieren, ist nicht weniger als die Rettung der amerikanischen Musikindustrie. Nur zur Einordnung. Der US-Musikmarkt ist derzeit eine nervige Künstlerin namens Taylor Swift. Und umgekehrt. Wie erfrischend ist da ein Rapper, der sich unprätentiös Killer Mike nennt und von dem wir in Europa bis heute nichts gehört haben. Bis zu jener denkwürdigen Grammy Verleihung 2024. Denn dort gewann Killer Mike drei Grammys. Für was, weiß man bei den Amis ja nie so genau. Auf jeden Fall nahm er die Grammys mit und tauschte sie hinter der Bühne gleich mal gegen Handschellen.
Wo ist unser Killer Michi?
Es soll sich dabei allerdings um einen Vorfall handeln, der zwar nichts mit der Verleihung selbst zu tun hat, aber immerhin im Vorfeld der Veranstaltung stattgefunden hat. Wie nice ist das denn bitte? Hat Killer Mike vor der Verleihung seine Konkurrenz umgemäht? So ein West- versus Eastcoast Ding? Oder so „statement mäßig“ mit seiner Entourage erst einmal ein paar Security Ordner vermöbelt, weil die ihm unbekannterweise den Einlass verwehrten? Oder sind es Revierstreitigkeiten? Killer Mike gegen Murder Jake? Man weiß es nicht. Ist auch egal. Es geht um die Botschaft. Die da lautet: Es muss nicht immer Taylor Swift sein und „Danke Gott“. Letzteres xte (früher twitterte) Killer Mike, nachdem er wieder auf freien Fuß gesetzt wurde (was die These vom Ausradieren der Konkurrenz etwas schwächt). Trotzdem: sympathisch und bodenständig. Solche Künstler braucht Amerika. Killer Mike sagt „Danke Gott“. Nun stellt sich freilich die Frage, was dann Deutschland braucht. Wer willens und in der Lage ist, die deutsche Musikindustrie zu retten. Wo sind denn unsere Killer Mikes? Kann ich Ihnen sagen. Die nennen sich Lena Meyer-Landrut, nehmen an deutschen TV Shows teil und sagen von sich selbst: „Ich kann mit dem Druck nicht umgehen. Ich bin kurz davor, mich zu übergeben.“ Na ja, da geht es ihr wie uns. Bei jedem ihrer Songs. Man stelle sich nur vor, Killer Mike hätte in L.A. vor der Show so gewimmert, bevor er seine Mitbewerber zusammenfallen ließ. Unvorstellbar. Hätte wenig Revolutionspotential. Aber – Danke Gott – Lena Meyer-Landrut ist nicht allein. Sarah Connor, selbst ernannte Pop-Queen der Nation, nahm an der gleichen TV Show wie Lena Meyer-Landrut teil und winselte ins gleiche Horn: „… weil ich echt Schiss habe, dass ich hier komplett versage.“ Ein Trauerspiel.
Vielleicht sollten die Damen und Herren der A&R Abteilungen künftig in der JVA Moabit auf Künstlersuche gehen. Eventuell lässt sich Schauspieler Kida Khodr Ramadan demnächst während seiner Haft zum Rapper umschulen und mischt die nächste Bambi Verleihung ordentlich auf. Drei Bambis abräumen und ab in den Knast. Weil Bewährung. Und weil Capital Bra sowie Apache 207 einem wirklich bodenlos komplett auf die Nerven gehen. Ehrenmann Kida.
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