Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) und früherer Justizminister Niedersachsens (2000 bis 2003), hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, welche präventiven Wirkungen von einer breit angelegten Musikerziehung ausgehen. Die empirische Basis seiner Aussagen sind Repräsentativbefragungen von 9.500 Schülern vierter Klassen und 27.000 aus neunten Klassen, die vom KFN in den Jahren 2005 und 2006 in sechs Bundesländern durchgeführt wurden. Gestützt auf die Befunde dieser Untersuchungen zeigte Pfeiffer in seinem Eröffnungsvortrag in Mannheim auf, welch große Risiken mit extensivem Medienkonsum verbunden sind und welche Chance er in aktivem Musizieren sieht.
Es folgt ein Auszug aus Pfeiffers umjubelten, aber auch umstrittenen Eröffnungsvortrag.
„Sie erinnern sich: Bei der Pisa-Studie hat Norddeutschland erheblich schlechter abgeschnitten als Süddeutschland…
… Ich war vor kurzem in Emmendingen bei Freiburg: 85 Prozent der Gymnasiasten, 5. und 6. Klasse, die ich befragt habe, lernten oder spielten ein Instrument. In Norddeutschland habe ich noch kein einziges Gymnasium gesichtet, wo ähnliches zu beobachten war. Das ist das Kapital Baden-Württembergs. Pflegen Sie es, so lange Sie können. Wenn Sie so stolz sagen, pro 100.000 Menschen haben wir die meisten Erfinder, und wenn Sie sonst wo überall fast alles können – außer perfekt Hochdeutsch – dann hat das sehr stark damit zu tun, dass Sie die Persönlichkeit Ihrer Kinder so wunderbar unterstützen, indem Sie ganz früh diese großartige Musikkultur anbieten. Ich habe weiter ausgerechnet: von 100 Kindern im Alter von 10 bis 14 Jahren, die in der Musikschule sind, sind bundesweit gerechnet fast ein Viertel in Baden-Württemberg in der Musikschule. Das ist etwas, auf das sie wirklich stolz sein können. Bayern steht auch nicht schlecht da, Bayern und Baden-Württemberg stellen fast 40 Prozent aller Musikschüler bundesweit.
Angesichts dieser Zahlen wird uns klar, dass Musikkultur offenbar so eine Art Schutzimpfung ist gegen das, was ich hier gerade dargestellt habe, gegen die Medienverwahrlosung.“
Der Vortrag steht in beinahe voller Länge (die Beispiele brutaler Computerspiele durften wir aus rechtlichen Gründen nicht abbilden) als Video im Netz: www.nmzmedia.de