Hauptbild
Sven Ferchow. Selfie

Sven Ferchow. Selfie

Hauptrubrik
Banner Full-Size

You’re my moneywall

Untertitel
Ferchows Fenstersturz 2024/10
Vorspann / Teaser

Um gleich den korrekten Manchester „working class“-Ton zu setzen: WHAT THE F***! Ein Oasis-Comeback? Nicht mit mir, liebe Gallagher Brüder! Sowieso habe ich nie auch nur eine Sekunde daran geglaubt, dass Liam und Noel je zerstritten waren! Gut, Liam hat hier und da ein Tambourin auf Noels Birne zerdeppert, aber mein Gott: Brüder. Kommt in den besten Familien vor. Mal ist es ein Bierkrug, mal ein Flugblatt. Angeblich waren sich beide nach der Oasis-Auflösung 15 Jahre spinnefeind und haben nur auf boulevardeske Nachfrage handelsübliche Einschätzungen unter Brüdern verlauten lassen. So rutschte Liam gegenüber Noel die ehrabschneidende Beleidigung „Kartoffel!“ heraus. Schnappatmung freilich in der englischen Presse. Entschuldigung? Kartoffel? Liebe Engländer, zieht euch bitte eine Folge „Diese Ochsenknechts“ rein. Da wird noch richtig gedisst, wenn Jimi Blue Ochsenknecht die eigene Mutter als „Schwiegermonster“ demütigt.

 

Autor
Publikationsdatum
Paragraphs
Text

Aber zurück zu meiner Empörung. Während also alle End-Dreißiger 2009 wegen der Oasis-Trennung rumjammerten, nicht zuletzt, weil sich alle einen plötzlich bedeutungslosen Oasis-Pisspott-Haarschnitt verpassen ließen, war es in Wirklichkeit ganz anders: Aus tiefster Seele bin ich überzeugt, dass die beiden nach wie vor 15 Jahre lang jeden Sonntag bei Mama Gallagher in Manchester aufschlugen und miteinander Irish Stew, oder was die Briten eben für einen Sonntagsbraten halten, zusammen verputzt haben. Anschließend gab es am Bolzplatz eine Partie Fußball gegen ein angrenzendes wie verhasstes Stadtviertel. Logischerweise mit amtlicher Keilerei. Bis Liam und Noel von Mama Gallagher ins Haus zurückgebrüllt wurden, wo sich dann alle bei Orangentee, Scones mit Clotted Cream und einer Nase voll Feenstaub über ihren genialen Marketingcoup schlapp lachten: Verknappung statt Verarmung. Und 15 Brandys später wurde entschieden: Lass uns nach 15 Jahren „Trennung“ richtig Asche machen. 

Der Plan ging fast aalglatt auf. Wäre da nicht Noels Scheidung, die ihn aktuell 23 Millionen Euro kostet und die einen unkulturellen Beigeschmack hinterlässt. Jetzt müsste man Noel Gallaghers Ex fragen, ob man für eine zwölfjährige Ehe 23 Millionen Euro Schmerzensgeld verlangen muss. Insbesondere, wenn am Ende eine entbehrliche Wiedervereinigung der Oasis-Brüder steht. Noel wird die Antwort kaum kratzen, denn Ticketverkauf und Nebengeschäfte spülen knapp 500 Millionen Umsatz in die Bandkasse. Liam und Noel dürften mit je 50 Millionen davonkommen. In Noels Währung also zwei weitere Scheidungen. Dass beim Ticketverkauf der Reunion-Konzerte zufällig die „dynamische Preisgestaltung“ zum Einsatz kam und ein paar zusätzliche Pfund generierte, erklären Liam und Noel mit ihrer ureigenen Impertinenz: Schuld sind die vielen Fans, die die Band wieder live erleben wollen. Richtig. Denn wie heißt es im Oasis-Klassiker „Don’t look back in anger” so schön: „But please don’t put your life in the hands of a rock’n’roll band, who’ll throw it all away…“

Autor
Print-Rubriken
Unterrubrik
Musikgenre