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Zum Artikel „Die Spreu trennte sich vom Weizen …“ bezüglich Neuerungen bei „Jugend musiziert“, nmz

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Über Dinge, die man nicht kennt, sollte man nicht vorschnell urteilen und noch weniger einen Artikel in der nmz veröffentlichen, wie es in der letzten Ausgabe auf der Seite des DTKV Bayern geschehen ist. Unter dem Namen „fi“ wurden Neuerungen bei „Jugend musiziert“ kritisch gewertet. Einerseits mag es erfrischend sein, wenn man fernab jeder Sachkenntnis (die Tätigkeit als langjähriger Juryvorsitzender im Regionalwettbewerb reicht hier bei Weitem nicht aus) lockere Kommentare abgibt, auf der anderen Seite ist es aber unerträglich, wenn dann aus schlicht falschen Darstellungen kritische Bewertungen abgeleitet werden.

Daher erlaube ich mir, aus meiner Sichtweise einige Korrekturen vorzunehmen. Ich beginne mit der krassesten Fehleinschätzung. „fi“ behauptet, dass „in einigen Landeswettbewerben sogar DJs künftig ihre Kunst der Präsentation konservierter Musik feilbieten können“. Bewertet werden sollen die „Musikauswahl sowie der hierzu passende Bewegungsablauf und die Ankündigung des DJs.“ Was für ein Bild hat „fi“ wohl von der Tätigkeit von DJs? Wir führen in NRW jetzt zum dritten Mal eine Wertung DJ durch und merkwürdigerweise trifft nichts von dem, was „fi“ anmerkt, bei uns zu. Kein Teilnehmer darf „konservierte Musik“ präsentieren – welchen Sinn sollte das machen? Bewertet wird der kreative Umgang mit dem ausgewählten musikalischen Material und keinesfalls Bewegungsabläufe und Ankündigungen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier das Bild eines DJs zugrunde gelegt wird, wie man es vielleicht bei „Wollys rollender Disco“ (Name frei erfunden) auf Familienfesten und anderen Gelegenheiten finden kann, aber nicht in der Zielgruppe dieses Wettbewerbes.

Mag man sich über so viel Unkenntnis noch amüsieren, so wird aber die Begrifflichkeit, wenn es um die neue Wertung „Pop-Gesang“ geht, so polemisch, dass hier aufs Schärfste protestiert werden muss. Die Leistungen, die in den letzten Jahren bei uns zu hören waren, sind weit von der Bildunterschrift „Ein Karaoke-Contest – die Zukunft von ‚Jugend musiziert‘?“ entfernt. Bisher habe ich in diesem Bereich sehr engagierte Leistungen in einem vergleichbaren Niveau zu den anderen Kategorien des Wettbewerbes gehört. Alle Teilnehmer/-innen müssen ein unbegleitetes Stück ohne Mikrofon vortragen, sie begleiten sich zum Teil selber am Klavier, und sie präsentieren eigene Kompositionen. Was bitte hat ein solches Reglement mit einem „Karaoke-Contest“ zu tun?

Dass Dieter Bohlen als Aufhänger für den Artikel dient, mag unterhaltsam sein, ist aber sicherlich kein Argument gegen Popularmusik-Wertungen im Bereich „Jugend musiziert“. Im Gegenteil wird die Art und Weise, wie bei RTL mit den Teilnehmer/-innen bei „Deutschland sucht den Superstar“ umgegangen wird, zuletzt durch eine Initiative des Deutschen Kulturrates wegen ihrer menschenverachtenden Praktiken umfassend kritisiert. Ein Wettbewerb wie „Jugend musiziert“, bei dem die Förderung der jungen Sängerinnen und Sängern im Mittelpunkt steht, zeigt hier sinnvolle Alternativen auf.

Viele Argumente, die „fi“ anspricht, sind im Vorfeld lange diskutiert worden. Insbesondere die Frage nach dem Sinn von Einzelwettbewerben im Popularmusikbereich spielte eine wichtige Rolle. Ein ganz wichtiges Argument war, dass auch hier genau wie in den „klassischen“ Kategorien die jungen Musikerinnen und Musiker die Gelegenheit suchen, ihre eigenen musikalischen und technischen Fertigkeiten zu zeigen. (Der Vergleich zu anderen Kategorien ist in diesem Zusammenhang übrigens nicht ganz unproblematisch, wenn man beispielsweise an den möglichen Vortrag einer Brahmssonate in der Solowertung denkt.)

Die Problematik von Umbauten im Bereich Drumset anzusprechen, erscheint mir für einen bayerischen Vertreter des Wettbewerbes „Jugend musiziert“ insofern fragwürdig, als doch Bayern für seine vielfältigen Schlagzeuger bekannt ist, die sicherlich ein erheblich umfangreicheres Instrumentarium verwenden als ein Drumset-Spieler. Nach allen bisherigen Erfahrungen sind die erforderlichen Umbauten unproblematisch zu bewerkstelligen und erfordern keinesfalls ein Zeitbudget von 20 Minuten.

Die Frage schließlich, ob aufgrund der neuen Punkteregelung die Regionalwettbewerbe zu einer „Gaudiveranstaltung ausgehebelt“ werden, lässt sich aus der Beobachtung der Regionalwettbewerbe eindeutig mit „nein“ ­beantworten. Hier in NRW wird im Regionalwettbewerb mit der neuen Punkteregelung genauso ernsthaft und erfolgreich gearbeitet wie in den vergangenen Jahren. Dass dies in Bayern anders sein sollte, kann ich mir trotz des Artikels von „fi“ nicht vorstellen.

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