Hauptbild
nmz 2024/07 - Seite 36. Drangeblieben

nmz 2024/07 - Seite 36. Drangeblieben

Hauptrubrik
Banner Full-Size

Zurück auf Los!

Untertitel
Die bisherigen Pläne zu ZAMUS und Studio für Elektronische Musik des WDR sind Makulatur
Vorspann / Teaser

Im Februar 2022 beschloss der Rat der Stadt Köln das zu gleichen Teilen von Stadt und Land NRW finanzierte Konzept „ZAMUS 2.0 / SEM“. Der his­torische Komplex von Helios-Gelände und Rheinlandhalle in Köln-­Ehrenfeld sollte für das hier seit 2011 ansässige Zentrum für Alte Musik (ZAMUS) baulich ertüchtigt und auf die doppelte Fläche von dann 2.250 qm erweitert werden. Die von der Kölner Gesellschaft für Alte Musik betriebene Einrichtung sollte weitere Büros, Instrumenten-, Gäste- und Stimmzimmer erhalten, ebenso ein zentrales Foyer sowie einen zweiten Proben- und Konzertsaal für 150 Personen. Eingeplant waren ferner akustische Verbesserungen, Schall- und Brandschutztechnik, ein konzerttaugliches Lüftungssystem und ein Anheben der Geschosshöhe.

Publikationsdatum
Paragraphs
Text

Hier hätte auch das legendäre Studio für Elektronische Musik (SEM) des WDR wieder aus der Versenkung geholt und auf 250 qm als lebendiges Museum öffentlich zugänglich gemacht werden sollen, für Führungen, Lehre, Vermittlung, Workshops, Stipendien, Produktions- und Forschungsresidenzen in Kooperation mit Musik- und Medienhochschulen. Die Fertigstellung war für März 2025 geplant. Doch was ist seit zweieinhalb Jahren geschehen? Nichts – außer ergebnislosen Verhandlungen und dem nun endgültigen Scheitern der Pläne an diesem Standort. Denn der Vertrag mit dem Eigentümer und Inves­tor – der BAUWENS Asset Management GmbH & Co. KG – kam wegen deren überzogener Finanzforderungen nicht zustande.

Inzwischen errichtet BAUWENS im fraglichen Gebäudetrakt bereits Büros für andere Zwecke. Alle zukunftsweisenden Pläne in dieser Liegenschaft sind damit Makulatur und der gesamte Findungs- und Planungsprozess geht zurück auf Los. Stadt und Land halten zwar weiterhin inhaltlich am Konzept fest, müssen jetzt aber alternative Standorte suchen und neue Umbauplanungen in Auftrag geben. Auf Anfrage an die Pressestelle der Stadt Köln teilte das Kulturdezernat mit, das Projekt werde „mit hoher Priorität behandelt“ und vom städtischen Kulturraummanagement (KRM) bei der Suche nach einem neuen Standort unterstützt:

Artikel auswählen
Text

„Insgesamt 17 mögliche Alternativstandorte wurden gemeinsam mit dem ZAMUS geprüft, von denen zwei in die engere Auswahl gekommen sind. Derzeit untersucht das KRM tiefergehend die Rahmenbedingungen für eine Erschließung dieser Standorte. Unabhängig davon wird geprüft, inwieweit sich neue Möglichkeiten auf dem Markt ergeben. Bei der Suche sind sowohl städtische als auch nicht-städtische Liegenschaften geprüft worden. Da es sich bei der Immobilie für das ZAMUS aufgrund der Anforderung nicht um eine Standardliegenschaft handelt, ist eine Vielzahl von Prüfungen notwendig. Bei der Suche nach einem möglichen Interim kann das ZAMUS ebenfalls durch das Kulturraummanagement unterstützt werden.“ Kulturdezernent Stefan Charles und Benjamin Thele vom KRM favorisieren eine Teilnutzung des Staatenhauses, das zurzeit noch der Oper Köln als Ausweichquartier dient.

Unterdessen ist der WDR der lachende Dritte. Sein 1951 gegründetes SEM war jahrzehntelang Magnet für Musikschaffende aus der halben Welt. Doch seit der Schließung 2000 schiebt der Sender sein historisches Erbe wie eine heiße Kartoffel von sich. Das einzigartige Ensemble aus hunderten analogen Geräten, Generatoren, Synthesizern, Samplern bis hin zu Computern und digitalen Mischpulten ist seit 2001 in einem Kellerraum in Köln-Ossendorf eingelagert. Im Herbst 2023 hat der WDR den Geräteparcours per Schenkung der Stadt Köln übertragen, die nun als neue Eigentümerin für die Mietkosten aufkommen muss und vor der Alternative steht, mit der Umsetzung dieses international bedeutenden Wiederaufbaus entweder weltweit zu glänzen oder sich bei Scheitern in derselben Tragweite zu blamieren.

Ort
Print-Rubriken
Unterrubrik